seit Jahren arbeiten wir an der Grenze unserer Belastung. Schuld daran sind vor allem die Politik und die Regelungen unseres Gesundheitssystems. Die Leidtragenden sind nicht nur die Patienten, sondern auch die Mitarbeiter*innen des Gesundheitswesens.
Aufgrund dieser Tatsache ist ihr Kommentar auf Twitter von 4.12.2020. für mich der Aufreger der Woche gewesen. Bisher war für mich die Partei „Die Linke“ eine der wenigen Parteien die sich für Belange der Gesundheitsmitarbeiter*innen einsetzt. Die Legitimation , dass infizierte Pflegekräfte trotz ihrer Infektion weiterarbeiten können, um die Misswirtschaft der letzten Jahrzehnte auszugleichen ist ein Affront gegen alle die sich seit Jahren trotz den schlechten Bedingungen um eine optimale Versorgung bemühen und dafür jeden Tag ihre Gesundheit aufs Spiel setzen.
Durch die schlechten Arbeitsbedingungen und die schlechte Bezahlung steuern wir auf einen Mangel ungeahnten Ausmaßes zu. Dies alles hat die Politik verschuldet und ist auch weiterhin nicht bereit das Grundproblem zu beseitigen um hier endlich Abhilfe zu schaffen. Die fadenscheinigen und halbherzigen Änderungen der letzten zwei Jahre führen genau ins Gegenteil dessen was eigentlich von der Politik gesagt wird.
Für uns alle im Gesundheitswesen bedeutet das: tagtägliche Gesetzesverstöße und eine menschenunwürdige Versorgung.
Dass genau Sie, als ein hochrangiger Vertreter Ihrer Partei, solche Aussagen tätigen und zusätzlich dann Kritiker blockieren, Aussagen löschen und unkommentiert quasi im Raum stehen lassen, ist für mich unfassbar. Ich bin entsetzt – für mich spiegelt das kein gutes Licht auf eine Partei, bei ich bisher der Meinung war, dass sie uns zumindest nicht vergisst und für ein solidarisches Gesundheitswesen und eine bedarfsorientierte Versorgung steht!
Ich erwarte hierzu eine Entschuldigung und Klarstellung von Ihnen und auch Ihrer Partei Kolleg*innen.
Lesen Sie dazu auch den Blog: „Lieber nach Afghanistan als noch einen Tag hier.“ Wie eine ganze Berufsgruppe erdrutschartig in ein Trauma getrieben wird. – Pflegephilosophie (mypflegephilosophie.com)
Seit Beginn der Pandemie zeigen sich nicht nur die nationalen Probleme im Gesundheitswesen. Eklatant sind auch die Unterschiede zwischen den Ländern im Umgang mit ihren Pflegenden zu beobachten. Das fängt bei den Sterberaten an. Während in anderen Ländern Trauerfeiern für die Toten aus dem Gesundheitswesen gefeiert wurden, werden in Deutschland die beruflichen Opfer der Pandemie unter den Teppich gekehrt wie alter Staub, den niemand sehen soll. Schließlich propagiert man das beste Gesundheitssystem der Welt.
Immer wieder ist auch noch die Rede vom Coronahelden, der klaglos seine Arbeit macht und an dem man sich doch bitte ein Beispiel nehmen solle.
Erst im letzten Blog fragte ich: Was eigentlich macht das mit Pflegenden? Und tatsächlich empörten sich (vermeintliche) Größen aus der Pflege darüber, dass manche Pflegekräfte nun lieber einen humanitären Einsatz im Kriegsgebiet fahren, als sich hier verheizen zu lassen. Über das eigentliche Thema des Traumas jedoch wurde – wie über die Toten in der Pflege- nicht gesprochen. Die „Deutsche Schwester“ arbeitet und opfert sich auf, das noch klaglos und mokiert sich nicht über den Wegfall des Arbeitszeitgesetzes, zusätzliche Belastung, Angst und Coronaleugner, die sie verhöhnen. Auch nicht über Pseudoboni wie Lavendel oder – heute ausgegeben- Slipeinlagen und Organspendeflyer als Coronaboni für die ITS der Charité.
Wieder einmal wird die Gesundheit Pflegender keinesfalls berücksichtigt. Höhnisch klingen da die Ratschläge der Eliten. Man solle sich doch einen anderen Arbeitsplatz suchen, wenn man sich nicht wohl fühle. Wieder einmal wird die Verantwortung denen übergeben, die sie nicht haben und eine systematische Schuld damit verneint. Wer psychisch erkrankt, der hat doch selber schuld. Das ist zutiefst zynisch.
Andere Länder der kennen zum Beispiel das Nurses Stress Trauma und haben es in ihre Krankheitskataloge integriert. Das bedeutet nicht nur eine Diagnose, sondern vor allem eine Behandlungsmöglichkeit, wo bei uns nur das vage Konstrukt einer Überlastung g oder eines Burn-Outs bleibt. Der Gesundheitsbericht spricht Bände.
Doch in der Pandemie gehen die Psychiater Englands noch einen Schritt weiter und legen größten Wert darauf, das Personal geschützt zu wissen. Eine Präventionsstrategie wurde empfohlen und auch eine für die Zeit danach. Dinge, die in unserem Bereich völlig runterfallen.
Um Neil Greenberg formierte sich ein Team von Wissenschaftlern, die einen Transfer eines Krankheitsbildes aus dem Militärischen Bereich in die Pflege übertrugen. Für das Team stellt sich keine Frage: „Sie werden Helden sein, aber wir brauchen sie auch noch morgen!“. Es ist symptomatisch, dass sich in Deutschland kaum jemand Gedanken darum macht, was passiert, wenn das Geschehen vorbei ist. Viele suchen sich bereits jetzt einen neuen Beruf, für viele ist die derzeitige Überlastung einfach nicht mehr tragbar, die ersten werden krankgeschrieben.
Greenberg sah das kommen und bezeichnet das, was da passiert, als eine moralische Wunde/Verletzung (Moral Injury), die ein psychisches Trauma darstellt. Indikatoren aus dem Militär wurden auf Pflege übertragen.
„Moralische Verletzungen, ein Begriff, der ursprünglich aus dem Militär stammt, kann als psychische Belastung definiert werden, die aus Handlungen oder dem Fehlen von Handlungen resultiert, die den moralischen oder ethischen Kodex einer Person verletzen. Im Gegensatz zu formalen psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen sind moralische Verletzungen keine psychischen Krankheiten. Aber diejenigen, die moralische Verletzungen entwickeln, erleben wahrscheinlich negative Gedanken über sich selbst oder andere (z. B. „Ich bin ein schrecklicher Mensch“ oder „Meinen Chefs ist das Leben der Menschen egal“) sowie intensive Gefühle von Scham, Schuld oder Abscheu. Diese Symptome können zur Entwicklung von psychischen Problemen beitragen, einschließlich Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen und sogar Selbstmordgedanken.“
„Ob jemand eine psychische Verletzung entwickelt oder psychisches Wachstum erfährt, wird wahrscheinlich von der Art und Weise beeinflusst, wie er vor, während und nach einem herausfordernden Ereignis unterstützt wird.“ Es besteht also keinesfalls der Grund, diesen Begriff kleinzureden. Und es braucht nicht viel Phantasie, um zu verstehen, dass das Ausmaß in Deutschland verheerend sein kann und wird. Deshalb möchte ich Euch einige seiner Indikatoren vorstellen und kommentieren.
1)Das Gefühl, im Stich gelassen zu werden, weil Sie mit unzureichenden Ressourcen oder unzureichender Personalausstattung arbeiten, insbesondere wenn Sie der Meinung sind, dass dies vermeidbar war. In Deutschland arbeiten wir schon jahrelang hart an der Grenze. Und natürlich ist uns bewusst, dass das vermeidbar gewesen wäre. Es sind ja gerade die Ausfälle, das belegen die Gesundheitsreporte, die zu den eklatanten Lücken führen, die wiederum zum Einspringen und den teuflischen Zirkel des Ausbrennend führen. Und nun noch die Pandemie. Unzureichende Ressourcen bestehen und Betanden auch in der Zurverfügungstellung von Schutzausrüstung oder in der geplanten Mehrarbeit. Wenn Politiker öffentlich sagen, es erkranken ja „nur 20%“ (von denen dann wiederum einige sterben), dann gibt es zum „Gefühl des im Stich gelassen Werdens“ wohl keine weitere Erklärungsnot. Wie sollte man sich mehr im Stich gelassen fühlen, wenn die Politik bereits aus dem Leben der Pflegenden einen Kollateralschaden macht, der eben sein muss?
2)Die Entscheidung treffen zu müssen, welcher von zwei gleich kranken Patienten eine besondere Pflege erhält, von denen einer nicht überlebt, weil die medizinische Ausrüstung nicht verfügbar ist. Hier geht es nicht nur um Triage. Hier geht es auch um die knallharte Entscheidung bei einem unzumutbaren Personalschlüssel auf dem IMCen und ITSen, wem geholfen werden kann. Hier geht es um die Nurse-Patient-Ratio, die in Deutschland viel schlechter ist, als in England, das sich darum sorgt. Das ist erschreckend.
3)Wenn Sie von einer Schicht nach Hause kommen und von einer ernsthaften Verschlechterung des Gesundheitszustands in der Einrichtung hören, in der Sie gearbeitet haben. Wir schauen fast alle täglich in die DIVI-Register und es kommt nicht mehr dazu, dass wir abschalten. Das war schon vor der Pandemie so, wenn 24/7 das Telefon klingeln konnte und das nächste Einspringen drohte.
4) Gefährdung von Patienten oder Kollegen aufgrund Ihrer Unerfahrenheit, Unentschlossenheit oder Arbeit außerhalb Ihrer normalen Zuständigkeit Versäumnis, schwerwiegende klinische Vorfälle, Beinaheunfälle oder Mobbing gegen sich selbst, Kollegen oder Patienten zu melden. Und schon deshalb kann es also nicht sinnvoll sein, Hilfspersonal auf die Stationen zu schicken, Medizinstudierende zu Fachkräften zu erklären und alle Löcher mit Helfern zu stopfen. Dort drüben herrscht das Primare Nursing und die Delegierung. Hier jedoch kommt dazu das Krohwinkelmodell, das Delegation gar nicht zulässt und damit immer wieder das Gefühl der eigenen Verantwortlichkeit und des damit verbundenen Versagens in den Vordergrund stellt, wenn es schief geht.
5)Befolgen von klinischen Entscheidungen anderer, die der Einzelne für unethisch, unmoralisch oder gegen die Richtlinien von registrierten Berufsverbänden hält. Das macht sich bei uns nicht allein an der Politik fest. Das kann eine Einzelentscheidung sein, eine systemischer (das NICHTabmelden des Hauses oder der Station), das Aussetzen der PPUG…
Wie Ihr seht: es besteht Grund zur Sorge und nicht nur das. Es zeigt sich auch deutlich, dass sich niemand in Deutschland darum kümmert. Nicht einmal die Verbände mahnen eine Prävention an.
In England hingegen mahnt man bereits die Behandlung neben der Prävention an.
„
Mehrere potenzielle Mechanismen können helfen, die negativen moralischen Auswirkungen der aktuellen Situation zu mildern. Alle Mitarbeiter des Gesundheitswesens müssen auf die moralischen Dilemmata vorbereitet werden, mit denen sie während der Covid-19-Pandemie konfrontiert sein werden. Wir wissen, dass eine gute Vorbereitung des Personals auf die Arbeit und die damit verbundenen Herausforderungen das Risiko von psychischen Problemen verringert.6 Sie sollten keine falsche Beruhigung erfahren, sondern eine vollständige und offene Einschätzung dessen, was auf sie zukommen wird, ohne Euphemismen und in klarem Englisch vermittelt bekommen. Alles andere kann die Gefühle des Ärgers noch verstärken, wenn die Realität eintritt.
Wenn die Situation fortschreitet, sollten die Teamleiter den Mitarbeitern helfen, die moralisch herausfordernden Entscheidungen, die getroffen werden, zu verstehen. Dies könnte durch Diskussionen erreicht werden, die auf der Schwarz-Runde7 basieren, die ein Forum für Mitarbeiter aus allen Bereichen des Gesundheitswesens bietet, um die emotionalen und sozialen Herausforderungen bei der Pflege von Patienten sicher zu diskutieren. Die Diskussion sollte von Teamleitern geführt werden und könnte bei Bedarf auch aus der Ferne erfolgen.
Vermeidungsverhalten ist ein Kernsymptom von Trauma, daher sollten die Teamleiter auf Mitarbeiter zugehen, die gerade „zu beschäftigt“ oder wiederholt „nicht verfügbar“ sind, um an diesen Diskussionen teilzunehmen. Die meisten Menschen finden, dass die Unterstützung durch ihre Kollegen und den unmittelbaren Vorgesetzten ihre psychische Gesundheit schützt.8 Mitarbeiter, die hartnäckig Meetings vermeiden oder übermäßig verzweifelt sind, benötigen und begrüßen möglicherweise einfühlsame Gespräche und Unterstützung durch eine entsprechend erfahrene Person wie ihren Teamleiter, einen geschulten Peer-Unterstützer oder einen Seelsorger. Wenn ihre Notlage schwerwiegend oder anhaltend ist, sollten sie aktiv unterstützt werden oder in schwerwiegenderen Fällen an professionelle psychologische Unterstützung überwiesen werden. Psychologische Nachbesprechungen in einzelnen Sitzungen sollten nicht verwendet werden, da sie zusätzlichen Schaden verursachen können.9
Routinemäßige Unterstützungsprozesse (wie z. B. Peer-Support-Programme), die dem Gesundheitspersonal zur Verfügung stehen, sollten eine Einweisung in moralische Verletzungen beinhalten, sowie ein Bewusstsein für andere Ursachen psychischer Erkrankungen und worauf zu achten ist. Selbst die belastbarsten Teammitglieder können von Situationen überfordert werden, die einen persönlichen Bezug haben, wie z. B. die Betreuung von jemandem, der sie an einen Verwandten oder Freund erinnert. Selbst Mitarbeiter, die Erfahrung darin haben, Angehörigen schlechte Nachrichten zu überbringen, können überfordert sein, wenn sie dies wochenlang mehrmals am Tag tun müssen, insbesondere wenn sie echte Schuldgefühle haben. In solchen Situationen können sowohl moralische Verletzungen als auch Burnout die psychische Gesundheit beeinträchtigen.
Sobald die Krise vorbei ist, sollten Vorgesetzte sicherstellen, dass Zeit für die Reflexion und das Lernen aus den außerordentlich schwierigen Erfahrungen eingeräumt wird, um eine sinnvolle und nicht traumatische Erzählung zu erstellen. Das National Institute for Health and Care Excellence empfiehlt eine „aktive Überwachung“ des Personals, um sicherzustellen, dass die Minderheit, der es schlecht geht, identifiziert und beim Zugang zu evidenzbasierter Pflege unterstützt wird.11 Kliniker, die moralische Verletzungen und damit verbundene psychische Erkrankungen betreuen, sollten sich auch des Potenzials bewusst sein, das Sprechen über Schuld und Scham zu vermeiden und sich während der Therapie auf andere Stressoren zu konzentrieren. Dieses therapeutische Vermeiden kann zu schlechteren Ergebnissen führen.12
Dies sind außergewöhnliche Zeiten. Es muss dringend sichergestellt werden, dass die vor uns liegenden Aufgaben dem Gesundheitspersonal keinen dauerhaften Schaden zufügen. Sie werden die Helden des Tages sein, aber wir brauchen sie auch für morgen. Seit Hunderten von Jahren hat das Militär die entscheidende Rolle von Nachwuchsführungskräften erkannt, wenn es darum geht, den Willen und die Fähigkeit der Truppen aufrechtzuerhalten, auch unter den schwierigsten Bedingungen weiterzukämpfen. In ähnlicher Weise müssen Manager im Gesundheitswesen in Aufsichtspositionen heute die Herausforderung für das Personal anerkennen und das psychologische Risiko minimieren, das mit dem Umgang mit schwierigen Dilemmas verbunden ist, und diejenigen, die für die Ressourcen verantwortlich sind, müssen ihnen die Möglichkeit dazu geben.“
Wer sich erschrecken möchte: der Artikel ist in England bereits aus März 2020.
Während sie woanders schon handeln, reden wir in Dezember 2020 n och immer von klaglosen Helden.
Der Körper einer/eines beruflich Pflegenden ist nichts wert. Die Gesundheit beruflich Pflegender ist kein schützenswertes Gut. Das stand eigentlich schon vor Corona fest, als die Gesundheitsreporte die Alarmglocken anschlugen, weil Pflegende überproportional durch ihren Beruf erkranken, als die Metoo-Debatte die hässliche Seite des Patienten aufschlug, in der Pflege sich unfassbaren Übergriffen ausgesetzt sah. Der Tenor der Gesellschaft lautet seit Jahren, dass nun gerade keine Zeit sei, die Gesundheit Pflegender zu schützen, weil einfach der Bedarf zu hoch sei und die Lücken der Ausfälle nicht zu stopfen.
Pflege hat das Phänomen konditioniert wie ein Pawlowscher Hund, schleppt sich krank zur Arbeit und spendet Beifall, wenn Sandro P. im Internet kranke Kollegen als zu faul zum Arbeiten framed. Doch nun wirkt die Pandemie wie ein Brennglas. Ein Brennglas, das nicht alleine negative Auswirkungen auf die Gesundheit Pflegender hat, nein: diesmal geht es um nichts weniger als das Leben von Pflegenden.
Die Erfahrung, dass eine Gesellschaft bereit ist, für ihren Eigennutz diejenigen durch Ansteckung zu töten, von denen sie abhängt, ist eine paradoxe. In meiner Timeline berichten Kollegen, die auf Covid-Stationen arbeiten, wie rücksichtslos sich voll orientierte Patienten benehmen. Es hat nun jeder mitbekommen, dass in den Isolationszimmern zu arbeiten Vollschutz und Umziehen bei gleichzeitigem Personalmangel bedeutet. Rücksicht? Keine Spur. Da wird geklingelt, was das Zeug hält, nur, um zu fragen, wie spät es sei, oder wann der Kaffee käme. Man kann das rücksichtslos finden oder begreifen: es geht hier einfach nur um Macht. Der isolierte Patient nutzt den Notruf, um die Puppen tanzen zu lassen, agiert sich aus auf Kosten desjenigen, der neben ihm noch andere zu versorgen hat. Nach ihm die Sintflut, aber eben erst nach ihm. Und die anderen? Denken ähnlich. Da werden Pflegende angeschrien, sie sollen endlich die Masken abnehmen und wer das verweigert, dem wird sie beim Versorgen auch schonmal entrissen. Vollorientierte Patienten, die durchaus wissen, was sie haben und was das bedeutet, sind also bereit, Pflege anzustecken und notfalls zu töten. Für einen Moment der Genugtuung gegenüber demjenigen, von dem er abhängt. Was macht das mit Pflegenden?
Als ich (unbeabsichtigt) über eine Covidstation lief, standen da Patienten an offenen Türen. Sie wollten irgendetwas von der Fachpflegekraft und waren nicht bereit, ihre Isolation hinzunehmen. Ich, die ich nicht geschützt war, weil ich dort nur durchlaufen musste (das war vom Krankenhaus so vorgesehen), sah mich gefährdet. Es war sowohl Klinik als auch dem Patienten vollends egal. Die erschöpfte Kollegin konnte gerade noch blaffen: „Raus hier“ und meinte mich. Sie hatte vollends aufgegeben und resigniert, ihre Gruppe unter Kontrolle zu bekommen.
Aber auch in den Teams selbst sind Pflegende nicht sicher. Als ich eine Umfrage zum Impfen auf der Facebookseite erstellte, waren die meisten nicht bereit, sich impfen zu lassen, Viele der Kollegen sind sogar der Ansicht, es gäbe gar kein Corona. Selbst, als Liliane Juchli nachweislich an Covid starb, waren sich Kollegen nicht zu schade, darauf hinzuweisen, dass sie ja MIT Corona und nicht AN gestorben sei. Und überhaupt sei sie schon alt gewesen. Was macht das mit einem Team, wenn Du Dir nicht sicher sein kannst, ob sich Dein Kollege seine Professionalität bewahrt oder am Vortag fröhliche Urstände auf einer Party oder einer Coronademo gefeiert hat?
Jahrelang hat man die professionellen Gedanken der Pflege in ein Korsett aus Standards gezwängt. Und nun, ganz ohne Vorwarnung, müssen alle ihr Handeln anpassen und Transferleistungen erbringen, die man ihnen jahrelang wohlmeinend abgenommen hat. „Nach Standard“, obwohl die Meisten schon nicht mehr wussten, wie diese Standards überhaupt aussahen, denn zum Durchblättern der Ordner war nie Zeit. Auch einigen Häusern ist der Infektionsschutz ihrer eigenen Mitarbeiter völlig egal. „So berichtet @Aanjaa4 auf Twitter: „Ganz toll. Aufenthaltsraum für 8 Personen zugelassen, natürlich mit FFP2. Übergabe am Morgen: 32 Personen, weil alle Säle laufen müssen. Sind die alle doof? Ich komme jetzt nicht mehr zur Übergabe, gebt mir eine Abmahnung.“ Ein Arbeitgeber, dem für den Profit der Elektiven seine Mitarbeiter völlig egal sind. Was macht das mit Pflege, wenn Du Deines Lebens nicht mehr sicher bist, an einem Ort, an dem Du Fremde absichern sollst? Oder wenn Dich Dein Arbeitgeber zynisch bittet, Dein Kind in Quarantäne doch an Leute zu geben, die nicht in der Pflege arbeiten, wie jüngst in Wiesbaden. Was macht das mit Pflege, wenn der Arbeitgeber Dir sagt, die Versorgung der Bevölkerung habe Vorrang [und Dein eventuell lebensbedrohlich erkranktes Kind interessiert ihn einen feuchten Kehricht]?
Positiv getestete Mitarbeiter werden von Kollegen derzeit schon wieder als „faule Säue“ beschimpft. Das Gift des Utilitarismus wirkt. Auch bei Pflege. Schließlich waren die immer krank arbeiten und wenn man Covid nur für eine Grippe hält, ist es bis zum Desaster nur ein winziger Schritt. Pflege muss schon wieder vor Pflegenden geschützt werden.
Nicht anders agiert der eine oder andere Politiker. Dass Pflege auch infiziert noch arbeiten soll, sich nicht schützen darf, ist unverständlich. Niemand hat bislang konsequent dargelegt, welche Auswirkungen der permanente Stress auf das Infektionsgeschehen hat. Gesehen werden nur die baren Zahlen. Und auch da gilt das Leben der Pflege nichts. So twitterte jüngst der Ministerpräsident Thüringens Bodo Ramelow:
Es ist nicht nur übergriffig, Pflege zu unterstellen, sie kenne den Unterschied zwischen Infektion und Erkrankung nicht (Mansplaining pur), sondern auf so vielen Ebenen Irrsinn. Denn erstens kümmern nicht “ wir“ uns um die 20% Erkrankten, denn Bodo kümmert sich selbst ja um überhaupt niemanden, sondern auch, dass der Ausfall von 20% infizierten Pflegekräften bereits eingerechnet ist, von denen völlig klar ist, dass nicht wenige versterben werden, zeigt, dass ihm das Leben Pflegender vollends egal ist. Utilitarismus pur bei der Linken. Sei nützlich bis zum Tod, der ja im Homeoffice des Ministerpräsidenten wohl eher nicht der eigene ist. Wer mir erklären möchte, dass das das neue Links ist, dem möchte ich erklären, dass das dem alten Rechts sehr ähnelt, das Kanonenfutter zum Sterben schickte.
Bodo hat dafür auch gleich noch einen Namen. Aachener Modell.
Was Bodo nicht weiß (gut, dass er Pflege noch unterstellt hat, Basiswissen nicht zu haben), ist, dass das Aachener Modell Positive isolierte und in Quarantäne schickte und die Kontaktperson weiterarbeitete. Was macht das mit Pflege, wenn Politiker ihr Leben und das ihrer Familien sehenden Auges verheizen, die eigenen Kinder nicht mehr sicher sind und für das Wohl weniger Menschen geopfert werden? Überleben bei Covid heißt nicht, zu gesunden. Long-Covid droht denen, über deren Leben man hier verfügt. Was bedeutet das für das Leben der Geschädigten und ihre Familien? Der Linken ist das Latte. Es sind nicht ihre Leben, ihre Familien. Es sind nur Pflegende. Wenn mir auf Kritik hin dann andere Politiker der Linken erklären, sie stünden ja sonst an unserer Seite und wir könnten uns nicht beschweren, steigt mein Adrenalin. Denn die Realität sieht so aus.
Doch, Pflege stirbt. Pflege selbst kann das gar nicht glauben. In der 2. Welle starben bislang innerhalb weniger Tage 10 Pflegende. Bislang 87 Pflegende. Vor der zweiten Welle waren es 72.
Aber Menschen wie Bodo ist das egal. Und in Berlin wird Pflege, die nicht in den überfüllten U-Bahnen fahren will, in denen niemand eine Maske trägt geraten, doch durch die ganze Stadt mit dem Fahrrad zum Dienst zu fahren, rät Frau Günther von den Grünen. Wer kennt es nicht? Da musst Du um 6 im Dienst sein und setzt Dich mit deinem Kind um 3:30 aufs Rad. Weil Du Dir nämlich schon ewig die Miete in der Stadt nicht leisten kannst und ins Umland gezogen bist. Von Arbeiterpartei ist da nicht viel übrig, wenn DAS nicht verstanden wird. Am Besten positiv noch das Rad nutzen.
Auch Angehörigen ist das egal. Sie holen ihre Angehörigen wieder heim, sie besuchen Oma, sie treffen sich angeblich zu Zweit und um die Ecke wartet dann die ganze Familie, um sich mal wieder richtig zu knuddeln. Die Dienstabenden wissen nichts davon. Erst, wenn die Infektionswege nachgezeichnet werden können, wird klar: Sehenden Auges stecken Familien nicht nur ihre eigenen Angehörigen an, nein, sie geben nichts auf das Leben derjenigen, die ihre Angehörigen versorgen, denn das die eine ganze Zeit auch Pflege anstecken werden, ist völlig klar. Ein befreundeter GF berichtete mir, woher die Infektionen kamen. Eine aus der Kita, übertragen vom einjährigen süßen Enkel und eine aus der Schule. Wenn Angehörige bereit sind, den dummen Pflegenden mal richtig eine auszuwischen und bereit ist, sie und deren Familien notfalls zu infizieren und einige von ihnen dadurch zu töten, was macht das mit Pflegenden?
In den Covid-Abstrichzentren ist derweil die Hölle los. Menschen schreien Pflegende an, sie sollen froh sein, dass sie zum Testen kämen. Nein, nicht die Bevölkerung, sondern die Pflege soll froh sein. Dass Pflege ihr Leben riskiert, um die Sicherheit derjenigen zu gewährleisten, die sich abstreichen lassen , ist selbst Lehrern teilweise völlig unklar. Andere lügen, um an einen. Abstrich zu kommen und brüsten sich dann damit, die dumme Pflege so lustig ausgetrickst zu haben. Dass Pflege selbst bislang kaum an Abstriche kommt, möchten viele der Leute nicht hören.
Meine Freundin, die in einem solchen Zentrum arbeitet, rief mich gestern an. Freudig. Sie hat sich für einen brisanten Einsatz in Afghanistan gemeldet. Sie geht als Pflege in den Krieg. Auf meine Frage, ob sie völlig durchgeknallt sei, sagte sie sehr ernst, dass sie das Verhalten hier nicht mehr erträgt und lieber in ein echtes Krisengebiet geht. „Lieber nach Afghanistan als noch einen Tag hier mit denen.“
Pflege, das scheint klar, rutscht in ein massenhaftes Trauma, erlebt, wie ihr Leben aufs Spiel gesetzt wird. Zuerst macht das etwas mit Pflege. Aber dann macht es etwas mit der Gesellschaft. Mit der Gesellschaft, die nun endgültig das Leben der Leute verheizt hat.
Heute berichtet die SZ, wenn Pflege mehr Geld will, soll sie ihre Produktivität steigern. Was macht das mit Pflege, wenn sogar noch die, die man zum Sterben abgestellt haben, noch ihre Produktivität steigern sollen?
Seid Ihr alle irre geworden?
Immerhin fängt auch der BMG an, eine Korrelation zu sehen.
Ich komme aus einer Pflegedynastie. Das bedeutet, dass schon immer der eine oder andere gepflegt hat. Schon meine Uromas in Lazaretten, die eine sogar mit besonderen Fähigkeiten, die mit Kräutern zu tun hatten. Das war zu Zeiten, als man darüber am Besten nicht sprach. Mein Großvater war Pfleger, Einjähriger, in den 1970ern umgeschult worden. Ich bin Pflege, meine Kinder sind Pflege… bzw. Anrainerberufe.
In den 1970ern war ich klein. Mein Opa bastelte auf unserem Küchentisch eine riesige Karte. Er war traurig, denn es sollte eine Abschiedskarte werden. Der Abschied wurde im Altenheim gefeiert. Ich habe das nicht so richtig verstanden als Kind. Es war Salvatore, der unbedingt nach Hause wollte. Ich habe nicht verstanden, weshalb alle traurig waren. Ich jedenfalls ging gerne nach Hause, meine Familie kam nach der Arbeit nach Hause. Weshalb Erwachsene das traurig machte, habe ich nicht verstanden. Salvatore hielt es hier nicht aus und zu Hause, das war übrigens in Italien, war er auch gar nicht Pfleger. Ohne es zu wissen, denn wer weiß mit sieben Jahren schon, woran er gerade teilnimmt, habe ich also die erste Welle Pflegenotstandsoffensive und ihre Auswirkungen, sowie das mitbekommen, was man „Gastarbeiter“ nannte. „Nach Hause gehen“ bedeutete damals, dass man sich nie wiedersehen würde. Denn wir in Neukölln hatten damals weder Handy noch PC, noch EasyJet. Und der Süden, wo Salvatore nach Hause ging, der hatte zwar Telefon, aber diese Gespräche hätte sich niemand leisten können.
Zu dieser Zeit gingen viele wieder „nach Hause“. Südkoreanerinnen, die ausgebildete Krankenschwestern waren, flüchteten vor den deutschen Kliniken nach Hause, wo sie ihre Arbeit nicht so machen konnten, wie sie sie aus Südkorea gewohnt waren. Manche blieben. Ich wusste bis vor Kurzem nicht viel über Rassismus in Kliniken.
Als ich in die Welt der Klinik eintrat, war ich ein Teenie und hatte von der Welt entsprechend nicht viel Ahnung. Ich glaube bis heute, dass man die Welt am Besten über das Essen verstehen lernt, wenn man die Landschaft nicht sehen kann. Und ich betrat die Welt naiv und neugierig. Damals, ältere erinnern sich vielleicht, war die Putzfrau nicht outgesourced. Sie gehörte zum Team. Als Stationshilfe. Damit unterstand ihr die Küche. Und, missverstehen Sie mich nicht: Ich weiß, es ist ein Stereotyp, dass die erste Generation der türkischen Frauen Reinigungspersonen mit Kopftüchern waren. Aber Sie missverstehen die Situation auf der Inneren Station vollends, wenn Sie Fatma nicht gekannt haben. Fatma putzte, das ist wahr. Fatma briet Sucuk zum Frühstück und das roch und duftete über den ganzen Flur, bis sich Leute beschwerten. Wer sich beschwerte, der bekam es mit Waltraud zu tun. Das war die Oberschwester. Uns glauben sie mir, Sie WOLLEN sich nicht mit Waltraud anlegen. Zum Frühstück gab es also oft Knoblauchwurst mit Ei und die wichtigste Lektion war etwas, dass sie – kein Scherz!!!- heute noch auf Managementseminaren lehren! MAN LÄUFT NICHT DURCHS FRISCHGEWISCHTE! GEFÄLLIGST! Man behandelt alle mit Respekt. Ehrlich. Das lehren die heute Managern. Manchmal duftete es lange nicht nach Wurst. Und Fatma hatte keine gute Laune. Das war die Zeit, in der wir lernten, was Ramadan ist, wie Zuckerfest schmeckte. Fatma sprach nicht gut Deutsch. Aber wir sprachen bald etwas Türkisch, stotterten „Günaydin“, verhaspelten uns bei „tessekür ederim“ und irgendwie war das ziemlich gut, denn bald lachten auch türkischstämmige Patienten mit uns. Wir lernten zählen. Vor ein paar Tagen sah ich im Internet, dass es jetzt Kurse für Kliniken gibt. „Muslime verstehen“. Ich dachte, das liegt daran, dass die Kommunikation heute nicht klappt. Was mag geschehen sein, wenn die Kollegen nicht mehr erklären, weshalb so viele Menschen zu Besuch kommen können und wie man die Situation erklärt?
Später waren meine türkischstämmigen Kollegen nicht mehr alleine Reinigungskräfte, sondern Krankenschwestern. Sie brachten uns Schulterwackeln bei und Bauchtanz, das konnten wir auch von den Kollegen aus Marokko lernen. Die wiederum verstanden sich phantastisch mit unserem Schullehrer, Herrn Pruneau, der aus Frankreich kam. Er war Hygienefachpfleger und schwerst im Culture-Clash mit den Deutschen, weil die kein Bidet kannten. Oh la la!! Das hat dazu geführt, dass ich nie versucht habe, mir im Hotel die Füße damit zu waschen. Ja, es gab Glaubenskriege. Und zwar darüber, ob Baklava mit viel oder wenig Zuckersirup das einzig Wahre war. Ja, es gab Kollegen mit Kopftüchern. Das entsetzte uns zutiefst! Weil? Wir bis dahin nur die Variante kannten, sich die Enden unterm Kinn zu verknoten, was immer ein bisschen aussah wie die Hexe Schrumpeldei. Wir mussten eh alle die Haare hochstecken. Was scherte uns also ein Kopftuch? Nix. Hatice machte es nichts aus, Heiligabend Spätdienst zu machen. An dem sie trotzdem mit Lebkuchen überhäuft wurde. Wir nahmen Rücksicht auf die Ramadanzeit und lernten, dass die meisten Feiertage flexibel sind.
Und entdeckt wurde ich von Hong-Soon. Die war aus Korea und lange Zeit im Herzkatheter gewesen, wie so viele von den akademischen Pflegern aus dem Ausland. „Das hier ist nichts für Dich!“sagte sie beim Betten zu mir und organisierte mir einen Hospitationstermin. „Du bist zu schlau!“ Ich verliebte mich auf der Stelle. Sie hatte Recht. Kathetern machte Spaß. Jahre später verstand ich, weshalb sie aufgehört hatte. Nach zig Judgins links und rechts….
Bis heute kauft meine Familie keinen Glasnudelsalat, denn Tamika, die sich mit Hong-Soon darüber nie ganz verständigen konnte, brachte uns bei, was ihrer Meinung nach in diesen Salat gehörte. Bis zu dem Tag hätte ich Koriander nicht von Petersilie unterscheiden können. Wir kannten also nun die kleinen türkischen Läden, wo wir selbst Knoblauchwurst und Knotenkäse einkauften und entdeckten bald auch unsere Liebe zu – oh bitte, hassen Sie mich nicht – Instantnudelsuppen aus dem Asialaden. Später wurde die abgelöst durch unser Liebe zu polnischen Bonbons, die nur nach grauer Zuckermasse aussehen, aber im Mund süß explodieren. Wohl dem, der eine polnische Stationsschwester im Umfeld hat.
Es gab sprachliche Aushandlungsprozesse. Nach 1989. Wir nannten es Braunüle, „die“ nannten es „Flexüle“. Gottlob kam irgendwann die Viggo auf. Eine schwarze Kollegin erzählte mir, wie sie als Kind König Haile Selassie gesehen hatte. Und jedes Mal, wenn wir Brot wegwarfen oder unachtsam mit Essen umgingen, dann sagte sie „Liebchen!“, seufzte und erst später sollte ich verstehen, dass es in anderen Ländern Hunger gab. Dass sie lange sparen musste, um „nach Hause“ zu fliegen und das Geld, das sie für diesen Flug ausgab, dort sehr lange für Essen gereicht hätte, das wir achtlos wegwarfen. In Äthiopien. Und dass Tee eine vollständige Mahlzeit sein kann.
Ja, es gab alte Menschen, die versucht haben, diese Kollegen zu diskriminieren. Ich weiß heute, dass es auch damals schon rassistische Tendenzen auf den Stationen gab. Aber ich weiß, dass ich mehr von meinen Kollegen über die Welt gelernt habe, als ich es ohne sie gekonnt hätte. Und ich wünschte mir, es gäbe mehr von migrantischstämmigen Geschichten, von Culture-Clashs der Pflege. Von voneinander lernen. Denn das ist einer der coolsten Aspekte der Pflege. Wir sind und pflegen Menschen. Uns ist egal, woher sie kommen. Und dafür hätte ich nichtmal einen Codex gebraucht.
Ihr habt doch auch alle ans Ministerium geschrieben? Hier meine Kritik, auch auf Wunsch von Jana Langer.
Sehr geehrte Frau Dr. Giffey, sehr geehrter Herr Dr. Viering,
als ehemalige Pflegende und als Pflegehistorikerin möchte ich Ihnen meine Kritik an Ihrem Projekt „Ehrenpflegas“ der KAP zukommen lassen und wünsche mir, dass Sie auch einmal eine andere Perspektive auf die von Ihnen genutzten Narrative einnehmen.
Ich nehme an, dass Sie die Reaktionen auf die Serie bereits wahrgenommen haben und wie ich meine Kollegen kenne, nehme ich auch an, dass sie vielleicht einen destruktiven Charakter haben. Ich versuche nach Kräften, das jeweilige Problem zu historisieren und aufzulösen.
Beginnen wir bei der Rollenverteilung, die auch wahrgenommen werden kann als den jeweiligen Berufsgruppen inhärente Eigenschaften der drei Protagonisten, somit also implizit auch soziale Rollen repräsentieren. Schon immer, das bestätigt ein Blick in die gängigen Rollenklischees der Pflege auf Witzseiten, Comics oder gar in die Pornoindustrie, galten Altenpfleger als ein bisschen unterkomplex. Die Statuten des Deutschen Vereins, die diesen Beruf in den 1960ern aus der Taufe gehoben haben, machten dies sogar zu seinen Charakteristika. Damals sollten die Frauen älter sein, der Zugang zur Krankenpflege ihnen intellektuell nicht möglich, sie wollten, nachdem ihr „weibliches“ Leben vorbei war, einen erneuten Betreuungssinn finden, helfen. Und dann präsentieren Sie Boris, der bereits mehrere Ausbildungen abgebrochen hat und, sagen wir es salopp, nicht gerade die hellste Kerze auf der Pflegetorte ist. Es gibt auch innerhalb der Pflege die Vorstellung, Altenpflege könne nicht so viel. Die Gruppen, die wir jetzt in der Generalistik vereinen, sind zutiefst heterogen. Deshalb halte ich es für strategisch ungünstig, ausgerechnet eine Klischeerolle zum Aufhängeschild zu machen. Es beleidigt die jetzigen Altenpfleger. Zudem findet sich darin niemand wieder.
„Mach Karriere als Mensch“ unterstreicht das Ganze doch im Grunde. Mensch ist jeder, jeder kann pflegen, Pflege braucht keine besonderen Eigenschaften. Diese Aussage stärkt Pflege doch nicht. Sie reproduziert nur Norbert Blüms „Pflege kann jeder“ und ab dem Moment stagniert das Stärken doch und die Berufsgruppe wird auf die pure Existenz reduziert, der keine Kompetenz zugrunde liegt. Es ist doch zutiefst schwierig, dass wir uns in Deutschland gerade in diesem Punkt von allen anderen Ländern unterscheiden, die diese Reduzierung eben nicht vornehmen.
In anderen Ländern, gerade in Nightingales England, war Pflege adelig und weiblich. Der Versuch Kaiserin Friedrichs im 19. Jh., die professionelle Pflege nach Nightingale nach Deutschland zu holen, scheiterte grandios genau daran, dass Deutschland Pflege als eine Tätigkeit sah, die von Niederen, von Frauen, von Verlorenen und sozial klassistisch gesehen wurde. Nun sind doch aber 150 Jahre vergangen. Wie nur kann es sein, dass ein Spot 2020 die gleichen Stereotype reproduziert? Das enttarnt doch zutiefst die so fest in der Gesellschaft verankerten Vorurteile Pflege gegenüber. Und abseits der systemischen Probleme ist es doch genau diese Vorstellung von Wilhelm I., über Norbert Blüm bis hin nun ausgerechnet zu Ihnen, Frau Dr. Giffey, die Pflege genau in diesem sozialen Pool verorten. Ja, sozialer Aufstieg über Pflege ist möglich. Aber Klassismus ist nicht die Voraussetzung für ein Staatsexamen.
In den 1920ern waren es „abwandernde Landmädchen“, die man rekrutieren wollte, also Menschen ohne Bildung, 2007 befand die SPD „wenn man aus der Prostitution kommt, ist Pflege der nächste logische Schritt!“. Pflege darf doch nicht die Schmuddelecke sein. Damit wird Pflege immer mit „Genitalien und bildungsferne Menschen“ in Verbindung gebracht. Pflege ist keine Sexarbeit, Sexarbeit ist keine Pflege. Beides sind wichtige Dienstleistungen, aber sie sind nicht eins. Würden Sie dann in so einen Beruf gehen? Wertschätzung? Wie soll Gesellschaft da Wertschätzung lernen? Wenn Pflege immer der ist, der als der Dorftrottel hingestellt wird.
Kinderkrankenschwestern galten immer als belesen, als „too posh to care“. Und Sie präsentieren Harry Potter. GuKs als blonde Schönheiten wurden seit der amerikanischen Rekrutierungskampagne für den WKII zur pflegerischen Ikonographie Das geht doch besser! Sexualisierte Gewalt ist aber die Regel geworden in den Kliniken. Eine Werbenurse muss nicht blond sein.
Ein weiteres Problem ist das Phänomen, das wir „Nurses eat their young“ nennen. Ein Mobbingphänomen. Mobbing ist eine der schlimmsten Copingstrategien einer überforderten Pflege. Und schon in Serie 1 präsentieren Sie eine Nurses eat their Young Gewaltszene bei der Pädagogin, die sich fortsetzt („Du bist doch schon eine alte Schachtel“). Das ist nicht witzig. Gerade beim Präsentieren der männlichen Pflegerolle schleifen Sie auch konsequent die Stereotype des männlichen Krankenwärters mit. Gewaltaffin, herablassend (die Szene mit dem dementen Mann war furchtbar), emotional abwesend. Dass Sie in der Serie zudem Übergriffe marginalisieren, die Privatsphäre des Bewohners ungeschützt ist, haben Sie sicher schon gehört. Männliche Rekrutierung, das zeigte die Kampage Bremens in den 1960ern, funktioniert über zwei Strategien. Weiche Männer können hier ihre weichen Seiten ausleben, oder ganz harte Männer sind die, die in Funktionsbereichen arztnahe Tätigkeiten ausüben. (Ch. Schwamm, Dissertation). Das ist doch kein zeitgemäßes Bild. Deshalb verfehlt die Figur so unfassbar.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Sie meinen, intrinsische Motivation stünde im Vordergrund bei der Berufswahl. Das kann sie sein, aber sie ist es eben auch, die über den Theorie-Praxis-Gap zu so unendlich viel Desillusionierung und letztlich zum Pflexit führt. Werben Sie so, ist die Kampagne nicht nachhaltig.
Pflege stärken bedeutet doch auch, die, die schon Pflege sind, im Beruf zu stärken. Schon die ganz jungen Kollegen bemerken bei dieser Strategie doch, dass das Heim, das Sie zeigen, mit der Realität nichts gemein hat. Was also nutzen Azubis, die uns schreiend weglaufen, wenn die Erwartungen sich nicht erfüllen?
Was ist Pflege, Frau Dr. Giffey?
Gerade diese Frage lässt sich Gottseidank nicht beantworten. Es gibt 1 Million Menschen mit den unterschiedlichsten Motivationen und Rollenvorstellungen. Das Coole an Pflege ist, dass eigentlich jeder seine Nische finden kann, in der er in ganz diversen Bereichen ganz verschiedene Tätigkeiten ausüben kann. Pflege ist bunt! Auch diesen Aspekt habe ich vermisst. Wir sind große Teams mit Menschen aus allen Nationen, aus allen Religionen. Wir feiern verschiedene Feiertage zusammen, wir sind interkulturell, wir lernen voneinander, wie diverses Zusammenleben funktioniert. Wir haben schon Sucuk gefrühstückt, als Sucuk noch uncool aber lecker war. Wir sind seit den 1970ern multikulturelle Teams, lernen verschiedene Frauenbilder und -rollen kennen. Wir arbeiten mit Menschen aus aller Herren Länder, wir pflegen Promis und Eliten, wir haben Tempo. Wir sind digital und kannten eine Matrix lange vor dem Film. Wir arbeiten zu solch unfassbaren Uhrzeiten, wir kennen quasi keinen Stau! Wir können über unsere Monitore mit Menschen in Narkose kommunizieren! Wir haben fast so viel Technik an Bord wie ein Raumschiff. Wir können auf den ZNAs visuell mehr Drogenkonsum auseinanderhalten, als die Szene (und wir beide kennen Marzahn und das Urban!). Wir sind die, denen man Geheimnisse anvertraut. Wir erleben die schrillsten Dinge, vom Sexunfall bis hin zu Tragödien, die uns nicht mehr loslassen. Pflege ist vom Stationsdienst über den MDK bis hin zum Professor für Pflege 1000 Berufe in einem. Nur, im Gegensatz zu irgendwelchen Computerspielen sind unsere Grafiken besser, realer und wir retten Leben damit. Wir bewahren. Oder, wie der Engländer im NHS sagt: we serve! Und das alles sind für Sie Dinge, die Sie nicht kommunizieren, und dafür führen Sie eine Boris-Skala der Idiokratie ein? Bitte lassen Sie uns reden. Wir helfen Ihnen gerne.
Ehrenpflegas geht mir aus mehreren Gründen auf die Nerven.Zum einen, weil es die Kampagne nur von Funktionären unterstützt wird, weil sie sich damit selbst mal so wichtig wichtig fühlen dürften, ohne es zu sein. Zum anderen aber auch, weil die Welt, aus der ich komme, schon seit der frühesten Pflegejugend ein Problem zwischen Theorie und Praxis, zwischen der Realität und der Erwartung der Patienten gespürt hat. Ein Dilemma, das ein Ethikdilemma ist. Nun also reden Leute wieder einmal über Pflege, die davon keine Ahnung haben.Ok, Boris haut halt gerne dann und wann jemandem auf die Schnauze, dann kann er noch immer mit alten Leuten arbeiten. In meiner Welt kann er das nicht. In meiner Welt gibt es Validation und für die musst Du mehr können, als Drogen verticken und dumm sein. In meiner Welt sind die Altenpfleger nicht der Ausschuss zwischen Kinderpflege und Krankenpflege. Aber für das BMG ist das wohl so.Heute sprach dann noch der Deutschalndfunk dazu. Zwei Männer, nicht aus der Pflege, laberten über die Fremdzuschreibungen. So wollen sie Pflege sehen. Die Mädels schön knackig und die Herren halt ein bisschen blöde. Auch über die Kritik wurde erzählt. Aber wird das eben so ist mit dummen Menschen, die nur Arschwischen können: Gehör finden sie nicht. Deshalb wird die Kritik auch nicht als Kritik wahrgenommen. Nein, wir, in unserer unfassbaren Blödheit, haben einfach die MESSAGE nicht verstanden, die grandiose Zuspitzung und das Satirische. Sterben ist geiler Sci-Fi. Das haben wir, nach Jahren am Patienten, einfach nicht gerafft, wir Nullen! Deshalb erklären uns die Ehrenministas das nochmal, und die Ehrenärztä, damit wir mal wissen, wo der Hammer der Imagekampagne hängt.Schauen wir in andere Länder, werben die schon seit 20 Jahren nicht mehr dafür, Bildungsbenachteiligte in den Beruf zu kriegen. Es ist, weil wir so unfassbar dumm sind, ja auch nicht so, dass wir der Politik seit genau 1993 sagen: es muss eine Veränderung her! Nee, sondern es soll alles so bleiben wie man sich den feuchten Traum der Krankenschwester, die man ums Verrecken (sorry, um das Sci-Fi Versterben) nicht Pflegefachmann/frau nennen will, vorstellt. Berufsbezeichungen? Ach, druff gschisse! Und natürlich hört der DLF auch keine Frauen dazu, keine Profis. Stattdessen finden das Laien so cute, weil Pflege was von Herzen ist. In der Schule musst Du natürlich auch nicht zuhören, weil – da sind wir uns einig- der Notstand so groß ist, dass jeder einen Schein bekommt. Ist doch egal, ob er Deine Medikamente ordentlich berechnen kann. Ist doch Mumpe, ob Du einen Dekubitus kriegst, groß wie ein Medizinball. Gibt es doch DRG für Wundplastiken für. Solange man es mit Herz macht!Und dann kann Boris Opi halt durch den Park schleifen, weil alles so funny ist.Ehrenpflega. Ich habe Hunderte Kollegen mit Migrationshintergrund in meiner Stadt kennengelernt, denen es bei Slang die Magenschleimhaut umwühlt. Die mehrsprachig sind. Die ganz sicher nicht „krass erste Klasse Pflägäschulä“ gehen. Und nein, das ist nicht Jugendslang. Und nein, wir reden so nicht mit Menschen mit Demenz. Und nun fabulieren Laien drüber, wie toll sich Loser Boris vielleicht entwickeln würde. Ja, vielleicht, Vielleicht rennt er aber auch Amok, weil er den Kranken nicht auf die Schnauze hauen darf und läuft im Nachtdienst mit ner Spritze durch die Gänge. Vor Frust und Überforderung. Das gab und gibt es nämlich auch.Jahr der Pflegenden? Mentalhealth? Gleichberechtigung? Pflege als Bildungsberuf? Habe ich hier nicht gesehen. Nur zwei Ministerien, die sich einerseits auf die Fahne schreiben, Frauen und Pflege stärken zu wollen, aber andererseits alles dafür tun, 700.000 Euro ausgeben, damit genau DAS nicht passiert. Ehrenregierung? Leider nicht!Nein, negative Aufmerksamkeit ist nicht der Schlüssel. Und damit kenne ich mich aus. Sie ist mein Stilmittel. Aber sie geht hier fehl.Es ist nicht so, dass WIR Pflege nicht erstanden haben. Politik und Gesellschaft haben Pflege nicht verstanden. Sie soll wieder so werden, wie sie 1850 war, mit dummen Frauen und sozial benachteiligten Menschen. Denn die müssen alles glauben alles arbeiten, egal zu welchen Bedingungen.Traurigste Message ever. Und die haben WIR verstanden. Arschkrampen! (<- negative Aufmerksamkeit, Satire, Überzeichnung, Löllerchen)
AEDL 7: sich kleiden können. Kennt jeder. Sich kleiden können, sagt aber auch aus: wie man will. An meinem 17. Geburtstag war Schluss damit. Ich kam für 23 Jahre ins Krankenhaus. Krankenhaus – das ist der Hort der Modehölle. Es gibt ja mittlerweile Modeblogger und Modevlogger. Die bekommen einen Haufen Geld dafür, den anderen zu sagen, wie man sich schick und modisch anzieht.
Hier meine Tipps für 1,5 Millionen Krankenschwestern und ihre Patienten.
Farben und Schnitte:
Es ist allgemeingültige Logik, dass Schwestern Weiß tragen. Hosen heute. Manche tragen auch Babyhellblau. Das ist echt nicht witzig, denn es steht nicht jedem. Begründet wird das mit der Hygiene. Kein Mensch kann erklären, weshalb die dann auf der Intensiv Gelb, Blau und Grün tragen. Ja, wegen der Farbenblindheit. Hand aufs Herz: wann hat es auf der ITSE das letztemal so stark geblutet, dass einer farbenblind geworden ist? Das Ganze ist ein Graus. Die Farbe, der wir im Alltag am meisten begegnen, ist nunmal Gelb. Uringelb, um genau zu sein. Wahlweise Kackbraun. Ich würde mich privat weigern, Braun, Gelb und Blau zusammen zu tragen. Ich würde mich mittlerweile auch dienstlich weigern. Die Schnitte zu den Kasaks und Jogginghosen mit Bindegürtelchen innen würden Joop in den Wahnsinn treiben. Lagerfeld sagte mal: wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Und er hat recht. Bei im Durchschnitt 50 Stunden pro Woche kann keiner von Kontrolle über sein Leben sprechen, wenn er morgens um 4:00 aus dem Bett kraxelt um dann sein Frausein-Mannsein in einen blauen oder weißen Hosensack zu stecken. Es reduziert einen einfach auf ein uniformiertes Wesen, das dazu geboren ist, im Nichts des weißen Heeres zu verschwinden. Da kriege ich die weiße Wut. Manche Kliniken haben als modischen Chick eine farbliche Ecke in der Dienstkleidung. Ich nannte sie Aktionsecke. Rosa für die Schülerinnen und Schüler – ROSA- und Mint für die Examinierten. Kau dich frisch. Es ist und bleibt ein Gau und jeden Morgen gehen also in eine Klinik ca. 300 Individuen, um dann in einem Einheitsbrei an Jogginghosen ihren Tag zu verbringen.
Man kann das aufpeppen. Eine Klemme an der Kitteltasche sorgt neben der Griffbereitschaft in Hüfthöhe auch für ein gewisses Glitzern. Gleichzeitig ist es eine Warnung an Arschgrapscher und Konsorten: Du kannst und wirst Dir hier wehtun, Burschi.
Socken und Schuhe: Was ich in meinem Leben an verzweifelten Versuchen unternommen habe, ein ganz minibisserl Privatheit an meinen Körper zu bekommen, geht auf keine Kuhhaut. Weihnachtssocken. Ostersocken. Mit lustigen Hasen und Rentiernasen und Glöckchen. Ich sag Euch eins: wenn sie nicht mehr weiterwissen, dann kommen sie Euch mit Hygiene. In einer Klinik, die auf durchscheinende Wäsche steht, wurde angeordnet, dass die Schwestern in weißer Unterwäsche zu erscheinen hätten. Tataaa- fast wären wir NICHT im praktischen Einheitsschlüppa zum Arbeiten erschienen. Na, den Flitz haben sie uns ganz schnell ausgetrieben. Ob man sich beschwert hat? Ja. Ich habe dann trotzig Schwarz und Rosa getragen.
Schuhe. Vom Clog, über Federschuhe, orthopädische Rückenschützer, Latschen in allen Farben und Formen (NEIN, Birkenstock ist NICHT sexy! NEIN! auch nicht mit Schafkopf links und Schafarsch rechts!) und auch Turnschuhe. Ich sags Euch: es ist nichts Hübsches dabei. Die Abartigkeit total hingegen sind Moosgummischuhe mit – Privatheitsversuch 281616- kleinen Ansteckern dran. Ja, ich rede von Crocks. Eine Zumutung, in den Dingern auf eine Leiter zu steigen oder zu laufen. Und die meisten Kollegen schlurfen mit Crocks und Latschen über den Gang. Das Geräusch macht mich aggressiv. Heb doch die Botten, blöde Kuh! Es macht sich überdies auch keiner eine Vorstellung, wie alte Schuhe in Umkleidekabinen stinken.
Accesoirs: Na, wer von Euch hat auch die Taschen voller Kleinzeug? Braunülen, mit denen man eine ganze Fußballmannschaft versorgen könnte, Pflaster für alle Größen und auch ne Rolle braunes Pflaster an der obligatorischen Schmuckklemme. Ich befürchte: das ist einfach der Versuch, den Busen durch Vollstopfen der Brusttaschen größer zu machen. Es ist aber auch der erbauliche Versuch, seinen Rücken beim Bücken zu schützen. Nach vorne bücken – das macht man genau ein einziges Mal. Bis man dann den ganzen Kram wieder aufgehoben hat, hat man verinnerlicht, dass man lieber in die Knie geht. Ich hatte mal eine Kollegin, die TG als Socken trug. Ich finde, das ist kein Ausweg.
Patienten: Ich habe stets betont, wenn es Quengeleien gab, dass das Nachthemd scheisse aussähe, dass es sich hier um ein Frühwerk eines bekannten Designers im Alter von drei Jahren handelt. Ich habe gelogen.Eigentlich, still und heimlich, verlangen meine Augen bis heute Schmerzensgeld für den Anblick. Den Anblick von Millionen schamlos rausgestreckter Ärsche aus dem weißen, kleinblumigen Zwirn. ALDA! Es gibt da ein zweites Bänsel, das können die ruhig benutzen. Es ist auch ohne korrektes Anziehen schon genug.
Accesoirs: Ich habe nicht gezählt, wie oft sich Leute ihren Urinbeutel vom Dauerkatheter an die Morgenrocktasche steckten. Ich will dann aber kein Geheule über die Blasenentzündungen beim Rücklaufen des Urins. Und auch Netzschlübba sind keine Alternative. Ich habe dafür die Verbesserung noch nicht gefunden. Finde aber, dass ein Schlafanzug eine wundervolle Sache sein kann. Früher haben die sowas sogar verkauft. Sogar vor 30 Minuten noch. Antithrombosestrümpfe runtergerollt: doch, passiert, sieht aber auch nicht sexier aus. Ist zudem auch nicht hilfreich.
Fazit: Als Modeblogger im Klinikbereich gäbe es eine Menge zu tun. Bis das Projekt endet, empfehle ich die dunklen Bergsteiger-Sonnenbrillen. Dann musste das Elend wenigstens nicht sehen
1992 ging der Ruf nach „Eliten in der Pflege“ los, nach Akademisierung, die ich wirklich gut finde. Schließlich studieren nahezu überall Pflegende ihren Beruf und das befähigt sie, ihren Beruf selbst mitzuentwickeln, zu gestalten und auszugestalten. Super Sache. Elite bezeichnet dabei Zweierlei. Einerseits eine Gruppe besonders qualifizierter Personen, aber andererseits auch herrschende Kreise einer Gesellschaft. Und offenbar kommt es hier immer wieder zu Verwechslungen.
So kursiert gerade auf der Seite des DRK ein Artikel über das Contra zum Contra der Pflegekammer Niedersachsen. Gut, kann man machen. Der Artikel hat jedoch imho inhaltliche Fehler, denn er argumentiert mit einer philosophischen Größe, Karl Popper. Nach Karl Popper gibt es keine (absolute) Wahrheit. Das ist wahr.
Aber das ist auch wieder nicht wahr (was übrigens aufwirft, was Wahrheit eigentlich ist), denn Popper meinte damit Texte, die interpretiert werden müssen. Popper meinte damit die Tatsache, dass Menschen unterschiedliche Vorstellungen haben und damit unterschiedlich berichten, ihre Vorstellungen einfließen und eine Tendenz bilden. Es gibt also bezüglich historischer Texte keine absolute Wahrheit. Aber… und da sitzt die Crux. Eine Abstimmung, die in Prozent angegeben wird, ist kein interpretatorischer Text. Sie ist einfach ein Messinstrument. Punkt. Popper geht hier fehl.
Es geht weiter.
Denn nicht weniger als Aristoteles wird nun bemüht. Als sei die Abstimmung eine Gerichtsrede.
Aber eine Abstimmung ist keine Anklage und damit wird die ganze Argumentation unsauber. Im Bereich der Wissenschaft nennt man das nicht korrekte Anwenden von irgendwelchen Theorien „Namedropping“. Das Fallenlassen eines möglichst berühmten Namens soll den Debattierenden einschüchtern. Wer so argumentiert, hofft, dass das Gegenüber den großen Namen als Autorität anerkennt. Und nicht wagt, zu widersprechen. Dahinter verbirgt sich die Annahme, dass das Gegenüber das Werk des großen Namens hoffentlich nicht kennt. Der Argumentationsstrang ist alt. „Ich bin schlau, Du hoffentlich nicht!“
Namedropping ist verpönt, weil es sich so schnell enttarnen lässt. Es ist unsauberes Argumentieren. Und in der Wissenschaft, also bei den „Eliten“, geht es hauptsächlich darum, im Diskurs dialektisch möglichst sauber zu argumentieren. Deshalb treffen wir uns auf Tagungen, deshalb diskutieren wir Tag und Nacht, schreiben Artikel, gehen in Peer Reviews. Sauber arbeiten. Habe ich alles richtig gemacht oder sieht noch irgendwo wer einen Fehler? Das diskutieren wir bis aufs Messer.
Dabei wütend zu werden, gilt als absurd. Wir diskutieren hart, das ist oft anstrengend. Aber das ist es uns wert, denn es geht um Wissenserweiterung, die möglichst für alle anderen sicher ist. Am Ende bedanken wir uns oft bei den anderen. Danke, dass ich lernen durfte. Das machen wir völlig unabhängig von Rang und Titel.
Außer, man möchte posen, man möchte einschüchtern. Dann wird man ein bisschen wütend.
Das ist hier passiert. Ich wies nett darauf hin, dass die Theorie da imho falsch angewandt wird. Was dann geschah, war episch.
Ernsthaft jetzt?
Die Kritik wurde abgebügelt. Wer mit dem Finger auf andere zeige, der solle dabei nicht vergessen, dass drei Finger an seiner Hand…. Entschuldigung? So funktioniert Diskurs. Nur halt nicht, wenn man keine Lust hat, sich zu reflektieren. Dann reicht Geschrei und Mimimi.
Warum ich das erwähne?
Pflege braucht Eliten. Was Pflege nicht braucht, sind wütende männliche Poser mit Mastertitel. Was Pflege nicht braucht in ihren Führungsetagen sind Menschen, die vermeinen, ihr Master sichere ihnen Deutungshoheit bei unsauberem Arbeiten. Und mache den anderen unwürdig, ihn in den Diskurs zu nehmen. Wer so denkt, der kommt bei mir schnell in den Geruch, keine Substanz zu haben. Sich aufzuspielen. Denn letztlich ist ein Diskurs keine Dramatik.
Pflege braucht Eliten, aber Eliten, auf die ich mich verlassen kann, die nicht jede Theorie hinbiegen und mental vergewaltigen, bis sie ihnen in den Kram passt, um vermeintlich „dumme Menschen“ auszudriven. Universitas befähigt, nimmt mit, Universitas sperrt nicht aus.
Nein, nicht alle Akademiker sind so. Aber wir bekommen langsam ein Problem damit, dass alleine auf die inflationär vergebenen Abschlüsse geschaut wird und nicht auf (wissenschaftliche) Kompetenz. Es sei nur ein Meinungsartikel gewesen. Aha.
Wenn ich Meinungen verarbeite, setze ich nicht drölfzig Fußnoten und verwurste Theorien.
Elite braucht dabei nicht zwingend einen Grad. Ich kenne wundervolle Eliten ohne Grad und – wie wir sehen – schaurige Eliten, die NUR einen Grad haben.
Ich habe angeboten, dass der Autor MEINE Arbeiten logsicher weise auch kritisch auseinandernehmen darf. Er meldete, er habe „keinen Bedarf“.
So gehen gebildete Menschen nicht miteinander um. Und das wirft für mich ein zweifelhaftes Bild auf diejenigen, die von Organisationen eingestellt werden und dort etwas repräsentieren, was sie intellektuell nicht halten können.
Dabei verkommt der Gedanke. Das formt nichts, das deformiert.
Ich erkläre mich damit nicht einverstanden . Ein Mastergrad ist kein Argument für das akademische Leben. Wer so agiert, demaskiert alles und jeden und vor allem sich selbst.
Ob ich nun überzeugt wurde, dass die Kammer Niedersachsen von diskursfähigen Eliten hätte geführt werden können? Nein.
Nur von wütenden Mastermännern, die mehr Schein als Sein bieten. Das ist nicht mein Selbstverständnis von Elite. Davon möchte ich mich explizit distanzieren.
Und ich empfinde dabei eine grenzenlose Fremdscham.
Das kann Elite besser. Das MUSS Elite besser können. Sonst ist sie keine.
Berlin ist vielleicht eine der verrücktesten und angesagtesten Hauptstädte Europas. Arm, aber sexy. Bunt. Weltoffen. Voller Leben und Kultur. Unser vielleicht größtes Problem ist die Wohnungsnot. Aber dass die SO ausgeprägt ist, wie ich sie derzeit erlebe, wusste ich nicht. Ich habe Fragen. Aber von vorne.
Rückwirkend klingt es vielleicht naiv, aber Jahre kämpfte ich für eine politische Vertretung der Pflegenden auch in meiner Stadt. Und ich weiß das so genau, weil ich zu den Gründungsmitgliedern der Initiative Pflegekammer Berlin gehörte. In unserem vielleicht naiven Taumel haben wir daran geglaubt, dass Pflegende die Richtung bestimmen würden. Viele würde es interessieren, aus den Reihen der Basis würde dann jemand gewählt. Ich sagte damals von vornherein, das will ich nicht sein. Hier der Link.
Verrückt, aber was auch immer zum Thema in Berlin geschah, geschah ohne uns. Es war nicht so, dass mal jemand gefragt hätte, oder uns oder jemanden eingeladen. Ganz im Gegenteil. Statt sich zu verbinden, gab es Parallelstrukturen, die – ich bin das schon gewohnt- alle anderen ignorierten. Und nun ist sie da. Zumindest auf der Internetseite. Die Berliner Pflegekammer.
Wo kommst Du denn her?
Die Allianz, so steht es geschrieben, versteht sich als freiwilliger Zusammenschluss von Menschen und Institutionen. Das hört sich ganz phantastisch an, aber dieser Zusammenschluss ist bereits in sich geschlossen. Die „Berliner Pflegekammer“ wird somit repräsentiert von Akteuren, die schon immer Akteure waren. Und die mit den anderen Akteuren nichts zu tun haben möchten. Beitritt? Unmöglich. Gut, so ist das Leben, könnte man denken, aber die Adresse der Allianz ist die Adresse des DBFK Berlin.
Unter dieser Adresse findet sich auch die Bundespflegekammer und der Deutsche Pflegerat. Von der ich nicht weiß, wer da wann welche Leute gewählt hat. Ein Gremium, das irgendwie wie ein Spross einfach da war. Alle vier firmieren zusammen unter dem selben Dach.
Damit ist die Allianz, die Bundespflegekammer, der DPR und die Bundesgeschäftsstelle der zentrale Ort, an dem sich die selben Leute selbstverwalten, die schon immer alles verwaltet haben. Ich möchte kritisch hinterfragen, weshalb sich an diesem Ort des DBFK die Adressen so bündeln. Wie wir alle wissen, ist der DBFK nicht mit so vielen Mitglieder gesegnet, dass davon auszugehen wäre, dass dort das Ballungszentrum der Basisinteressen wäre.
Das macht es für mich implizit zu einem sehr merkwürdigen Ort. Ein Ort, der für mich persönlich nicht zugänglich für Basis ist. Ein Ort, der sich selbst abschirmt. Ein obskurer Ort.
Dass dort die Basis nicht wahrgenommen wird, konnte man sehr schön am Statement sehen, dass von der MV rausging. Eine Kollegin, Franzi, die ein Buch schrieb, ist das Thema dieser Mitgliederversammlung gewesen.
Bedauerlich???
Und da frage ich mich, ob die nichts Besseres zu tun haben, als in ihren Gremien über die Werke derer zu lästern, die sich außerhalb ihrer Gremien für Pflege einsetzen. Ich frage mich, wie das alles sein kann. Wie man sich selbst gegen die eigene Berufsgruppe so hermetisch abriegeln kann. Wen die da noch alles besprechen. Wie dort Ämter Funktionieren, wenn alles über den kurzen Dienstweg des langen Flures geht. Und ich bin nicht einverstanden.
Emails werden nicht beantwortet! Das, was die da treiben, so beweist das Nichtantworten, denn man kann nicht nicht kommunizieren, geht mich nichts an. Geht nichtmal die an, die sie da durchhecheln. Das ist unethisch. Das ist intransparent. Das ist nichts, was ich befürworte.
Schade. Kein Wunder also in meinen Augen, dass sich immer mehr gegen diese Form von berufspolitischer (nicht)Partizipation aussprechen. Denn der DBFK macht sich so zum selbstgewählten Einfallstor der anderen Gremien. Um die, die es angeblich betrifft, scheint es dabei am Allerwenigsten zu gehen.
Da lobe ich mir unsere alte Gartentruppe, die immer für alle offen waren, wenn sie sich wenigstens mit nem Stück Kuchen an der Gemeinsamkeit beteiligten. Das war vielleicht nicht von hochprofessionellen Bildern begleitet, aber doch immerhin offen für alle und inhaltlich danach ausgerichtet, was diejenigen besprechen wollten, die dazu kamen. Und, nennt mich verrückt, aber genau das sollte es nach meinem naiven Gedankengut einmal sein.
Long Story short. Es ist mir zu viel gekungelt und zu wenig Transparenz. Es ist mir alles auch zu wenig durchlässig geworden. Das da hat für mich mit Basisarbeit nichts mehr zu tun. Das da integriert nicht. Das da schließt aus.
13:40 edit
Peter Hunold schickte mir ein Bild des Briefkastens der Adresse.
Es sind nicht 4, sondern 14 Verbände Vereine und GmbHs. Der der Bundespflegekammer ist daneben.
Etwas voll da. Aber das ist nur meine Meinung
Peter schreibt:
In Alt -Moabit 91 residieren im Büro des DBfK insgesammt 14 Interessenverbände mit erheblichen personellen Überschneidungen.
Musterbeispiel Franz Wagner : dieses pflegepolitische Schweizer Offiziersmesser ist Geschäftsführer des DBfK, Präsident des Deutschen Pflegerats und Mitglied der sog. Bundespflegekammer.
Auf ebenfalls drei Schreibtische in einem Großraumbüro kommt als weiteres berufspolitisches Multifunktionstool Frau Christine Vogler als Stv Präsidentin des Deutschen Pflegerates, Stv. Vorsitzende des Deutschen Pflegerats und Stv. Vorsitzende des Bundesverbands Lehrender für Gesundheits- und Sozialberufe (BLGS e.V.).
Susanne Adjei, Geschäftsführerin der Agnes Karll GmbH mit Sitz in Alt-Moabit 91 ist gleichzeitig unter derselben Adresse Managerin des DBfK Nordost, dessen Vorsitzende Franziska Rahmel gleichzeitig Geschäftsführerin der RbP GmbH ist, die mit der Registrierung beruflich Pflegender als Registered Nurse Geld verdient.
Die Präambel des ICN Ethikkodex ist eindeutig. „Pflege wird mit Respekt und ohne Wertung des Alters, der Hautfarbe, des Glaubens, der Kultur […]durchgeführt.“ Und wenn wir diesen Satz lesen und hören, dann nicken wir alle. Es scheint selbstverständlich. Doch ist es das?
Natürlich kann ich Hautveränderungen beobachten, Dekubiti beurteilen, Schwellungen deuten, Gangräne sehen, Mykosen, Wundheilung beurteilen, schon den kleinsten Schorf entdecken, Hautbeläge erspähen, Venen punktieren, Blässe deuten, Zyanose erkennen.
Das Problem? Ich kann all das wirklich nur anhand weißer Haut. Alle Waschpuppen, alle Demonstrationstafeln, alle Bildwerke, alle Anschauung zu Dermatologie, Chirurgie, Prophylaxe und was Pflege sonst so ausmacht, habe ich anhand Weißer gelernt. Was in mir Alarme auslöst, der Kontrast zwischen weiß und rot als Zeichen für Entzündung, oder weiß und schwarz als Zeichen für Nekrose, ist eine antrainierte Sehgewohnheit, die ihren Zweck komplett verfehlt, wenn ich sie ohne diesen Kontrast denken muss. Wie alarmiert bin ich bei schwarzem Belag neben schwarzer intakter Haut? Wie sieht Zyanose bei dunklen Lippen aus? Wie ein Schockzeichen? Und wie erkenne ich den ersten Grad eines Dekubitus, also eine Rötung, wenn die Hautumgebung dunkel ist und ich nicht durch den Kontrast gewarnt bin?
Kontraste als Sehgewohnheit. Wie sieht das an schwarzer Haut aus?
Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Niemand hat es mir je gezeigt, es gibt keine Tafeln, keine App, die mir helfen könnte. Mit dem Problem bin ich nicht alleine. Vor vielen Jahren gab es einmal Pockenalarm in Deutschland. Es waren schon Pocken… Windpocken auf schwarzer Haut. Doch gelernt haben wir seitdem nichts darüber, die Anekdote wurde mir Ende der 1980er in der Ausbildung erzählt, aber gehandelt wurde nicht.
Es gibt keine Waschdummies, keine Skalen, keine Hilfe. Und damit gibt es schlicht und ergreifend eine Lücke in der Qualität der Versorgung von Menschen mit farbiger Haut. Damit ist das, was dort passiert, schon im Ansatz nicht mit dem Ethikkodex vereinbar. Alle Menschen sollten, nein müssen, die gleiche Chance darauf haben, dass Pflege Symptome richtig deuten kann. Das darf keinesfalls eine Frage der Hautfarbe sein. Wie groß unser blinder Fleck ist, zeigte sich, als ich vor ein paar Tagen einen Hinweis zum Fehlen von entsprechenden Lehrbüchern postete. Jemand war der Meinung, mit Bildern von Menschen mit schwarzer Hautfarbe würde ich Kollegen meinen. Doch das meinte ich eben nicht, sondern zu Pflegende mit nicht-weißer Hautfarbe.
In England ist zumindest die Medizin einen Schritt weiter. Der Student M. Mukwende hat in mühevoller Arbeit einen Symptomatlas erstellt, der im Netz frei zugänglich ist. (https://www.blackandbrownskin.co.uk/mindthegap )
Doch Pflege ist ein Beruf mit „special needs“. Immerhin sehen wir viele Symptome weit vor der ärztlichen Begutachtung, haben eigene Skalen, beurteilen andere Veränderungen. Dort klafft nicht nur eine Lücke, sondern eine riesige Kluft. Denn das Problem zieht sich weiter, auch in die verschiedenen Altersstufen. Wie ist es in der Pädiatrie? Wie sieht alte Haut aus? Wie trockene Haut? Wo ist de Grenze zwischen Norm im Senium und Alarm? Wie können wir all das unterscheiden lernen, was wir uns im Praxisalltag durch jahrelanges Anschauen, Visualisieren und bildliches Merken antrainiert haben? Noch gibt es keine Antwort darauf.
Das größte Problem dabei ist die Beschaffung von Bildmaterial. (Also wenn Ihr je über die Möglichkeit stolpert, ein klinisches Bild mit Erlaubnis von Patient und Haus zu machen.. bitte, immer her damit). Aber damit ist es nicht getan, denn unsere weißen Sehgewohnheiten müssen übersetzt werden, damit wir eine ethische Versorgung auf diesem Gebiet gewährleisten können. Deshalb versuchen wir, uns auf dem Gebiet der #blackskinmatters Bewegung zu engagieren.
Wir, das sind wie gewohnt Donna Rabiata, das Hörnchen und ich, würden uns über Unterstützung freuen. Damit wir die Lücke schnell auch für die Pflege schließen können.
Gerne würden wir von Euren Erfahrungen auf dem Gebiet hören.