Was soll nur aus dem Service werden? (Schwarzer Humor)

Seitdem bei einer der ersten Sitzungen des RKI gefragt wurde, ob denn der SERVICE (gemeint war die professionelle Krankenpflege) aufrechterhalten werden kann, sorge ich mich ja insgeheim auch um den Service.

Mich persönlich hat immer zutiefst befremdet, wie ein Großteil der Kunden/Patienten mit den Ressourcen eines Mangelberufes umgeht. Ich kenne eigentlich aus meinen PDL Kursen nicht eine Kollegin, die nicht vor folgendem Problem gestanden hätte: Der Leistungskomplex XYZ wurde eingekauft (möglichst günstig natürlich), aber natürlich, wenn man denn schon da wäre, es sei ja der selbe Weg, solle man:

  • den Müll mit runternehmen
  • die Zeitung holen
  • die Brötchen mitbringen

und zwar als Serviceleistung! Da bemühte man also dreijährig examinierte Menschen, um für 0,99 oder am Besten natürlich als SGB V Leistung, Zusatzleistungen dazuzuschnorren, als sei man auf dem Basar. Und dazu noch pflegefremde Tätigkeiten. Da hat sich grundsätzlich niemand für geschämt. Stundenlange Gespräche, weshalb man keine Leistung umsonst bekommen könne, haben Stunden an Ressourcen studierter Pflegemanager gekostet. Und WEHE, der Dienst hat das verneint. (Eine meiner Kolleginnen musste daheim für eine Patientin Brot backen, weil ihr das in der Klinik nicht schmeckte! Umsonst natürlich!)

Ich kann verstehen, dass nun alle in Sorge sind, wenn mehr Personal in den Kliniken gebunden sein wird, was denn aus den schönen Serviceleistungen wurde. Da fällt so manchem ja quasi die Dienstmagd aus. (Nicht umsonst ist da der Sprech von „meine Polin ist weg!!“, was ziemlich ekelhaft ist). Ich persönlich habe nie verstanden, weshalb Pflege das so macht. Ich gehe ja auch nicht zum Bäcker, bestelle 4 Brötchen und mache dann stundenlang ein riesiges Fass auf, dass man mir nicht 6 Brötchen gibt. Oder wenigstens noch n Keks. Oder n halbes Brot. Oder…

Vielleicht erwächst aus der Krise eine Chance, endlich einen professionellen Blick auf eine Profession zu bekommen. Das würde die Frage der pflegerischen Wertschätzung weit vorantreiben. (In einer Radiosendung mahnte jemand, dem „seine Polin“ weggelaufen sei, es gäbe zwar ambulante Dienste, aber da müsse man HÖFLICH SEIN <- kein Scherz! ja, das ist natürlich viel verlangt).

Aber vielleicht auch nicht. Man weiß ja nie. Deshalb finde ich, wir sollten uns vorsorglich Gedanken machen, wie wir nur den SERVICE aufrechterhalten können. Kein Service in der Krise? Das muss nicht sein ;-)))

  • 12 Stunden Dienst. Das ist nicht belastend, das ist eine Möglichkeit, die aber für die Patienten der ambulanten Versorgung auch anstrengend wird. Drücken Sie doch morgens um 04:30 einfach der zum Dienst gehenden Schwester die Mülltüte in die Hand. Immerhin ist die privilegiert und darf raus. Da kann sie schon mal was leisten.
  • Da rufen die Pflegenden immer nach Ruhephasen. Da geht doch was. Wer kennt es nicht, dass sie sagen, sie mögen nach 12 Stunden einfach mal Ruhe und nicht immer rennen? Drücken sie ihr einfach 5 Euro in die Hand und lassen sie die Intensivschwester Ihres Vertrauens sich mal zwei Stunden nach Klopapier anstellen. Da kann sie sich ausruhen. Endlich kein Gerenne mehr.
  • Nun beatmet die den ganzen Tag. Hat man davon schon gehört? Und die Firma Dyson hat sogar ein Beatmungsgerät hergestellt! Unverschämt, dass die nicht informiert haben dass sie sich mit Geräten auskennen, die Luft einsaugen und auspusten! Geben Sie der Intensivschwester Ihres Vertrauens doch mal Ihren Wohnzimmerteppich mit. Den kann sie mit dem Dyson gleich mal ordentlich absaugen und durchpusten. Dyson ist Dyson. Wahlweise kann sie natürlich auch die Dachrinne putzen.
  • Wenn die schon sowieso jeden Tag ihren Mundschutz zuhause auskochen muss, dann kann sie gleich die Kochwäsche mitmachen. Am Besten im Kochtopf. Mit einem Holzlöffel. Das lohnt ja sonst gar nicht, immer nur die kleinen Mengen. Und bügeln natürlich.

Kein Service in der Krise? Muss nicht sein! Man will ja was haben für den Applaus.

Übrigens die rufen nun auch die ganzen Rentner rein! Auch die alten Ärzte. Wenn demnächst der Bundestag in den Sitzungen leer ist: Das sind die ganzen Ärzte, die jetzt als gutes Beispiel zurück in die Kliniken gegangen sind. Pfleger Westerfellhaus bringt Ihnen nun auch Brötchen mit. Der ist a ganz emphatisch.

2 Kommentare zu „Was soll nur aus dem Service werden? (Schwarzer Humor)

  1. Als ich 2008 mein Pflegehelfer-Praktikum bei einem ambulanten Berliner Pflegezentrum leistete und selbst oft die Hacken scharf zu machen hatte, erlebte ich auch die meist sehr stressige und burnoutige Lage der Bediensteten, unter denen es kaum Nichtrauchende gab. Es ging immer zu Lasten der Pflegekräfte, wenn es nahe dem Patienten keine Parklücke gab, oder weit entfernt. Die mich begleitende Pflegerin, sagte, sie würde wenigstens eine japanische Meditations-Methode praktizieren, um sich wieder aufzuladen und arrangierte sich auch gütlich mit einigen Patienten, um die Module zumutbar zu schaffen. Die Theorie-Lehrerin des 400 Std.-Programms, eine ehemalige Pflegedienst-Leiterin, sagte einmal, statistisch gesehen würden zumindest viele Pflegekräfte vorzeitig selbst, abgewrackt, zum Pflegefall werden. Das hat mich natürlich super motiviert, mich um eine Anstellung in der Branche zu kümmern. In dem Praktikum wurde ich von der mich begleitenden Pflegerin mal ermahnt, ich würde das Po-Abwischen am Patienten zu gut machen, was meinen Neulingseifer dann auch zufriedenstellend dämpfte, denn ich wollte ihr ja nicht die Messlatte höher schieben. Mögen alle guten Geister euch allen Pflegebediensten beistehen.

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