„Chillen, rauchen, Kaffee saufen! “ was Pflege angeblich in der Pandemie getan hat. Ein Rant FSK >16!

Wissen Sie, ich spüre, da bin ich sehr empathisch, wenn sich meine Freundinnen aufregen. Und meine Kolleginnen, die Schwestern im Geiste. Und vor ein paar Tagen erspürte ich so eine Szene im Netz. Es ging, man denkt es sich, darum, was Pflege in der Pandemie getan habe. Gar nichts! Die waren und sind alle in Kurzarbeit. Glauben wir der Bevölkerung, dann hat man erst Kliniken geräumt, wir haben alle daheim gesessen, auf unseren Terrassen. Die paar, die noch in den Kliniken geblieben sind? Alles faule Schweine. Die saßen da und rauchten, soffen Kaffee und chillten ihr Leben.

Jana Langer, die hier angesprochen wird, ist OP-Krankenschwester mit satten Überstunden im dreistelligen Bereich.

Wer solche Kommentare schreibt, bei dem muss es doch Kürbisgranulat aus dem Kopf rieseln, wenn er sich kämmt. Diese Leute sind doch offensichtlich dermaßen hohl in der Birne, wenn die mit offenen Mund an einer Wand lang laufen, die saugen sich doch da fest wie Nacktschnecken! Wenn wir morgens um 5:30 auf der Station ankommen, dann gehen Pfeifen wie Du gerade in die zweite REM-Phase über und kratzen sich am S……chienbein. Bis dahin haben wir nicht nur uns und unsere Familien versorgt, unsere Kinder in die Frühkitas geschliffen (um uns dann von Nine till Five Latte Macchiato Müttern vollabern zu lassen, dass ihr Björn-Hergen-Tillmann es viel zu früh findet, um 09:00 in der Schule zu erscheinen, von kindlicher Work-live-balance her), nein, unsere Hunde waren Gassi und das Mittag ist vorgekocht. Und Du Meerkohlsaatgut glaubst, wenn wir da um 06:00 immer noch sitzen, wir hätten es fein?

Wir versorgen pro Station 36 kranke Menschen. Und Du scheinst offenbar zuviel Rollenspielepornos anzugucken, denn was da läuft, ist eine Übergabe. In kurzer, knapper Form lassen wir uns wenigstens die wichtigsten Daten geben, damit in der Hüftaustauschfabrik wenigstens das Wichtigste nicht verloren geht, während Du in der Poofe liegst. Anders wären nämlich die Gewinne nicht einzufahren, die man nicht an uns weiterreicht. Während Ihr noch davon träumt, dass wir gedankenverloren irgendwelche Händchen halten und der Mama die Stirn mit unsren Händen kühlen, machen wir unsere Arbeit. Weil in diesem Land der do-it-yourself Mentalität aus der Heimwerkerhölle jeder Knallstrauch meint, irgendwas zu Pflege beitragen zu können, nimm hier die volle Wahrheit. Pflege ist Arbeit mit dem Kopf.

Ich nehme an, dass Du wenigstens in Fernsehserien mal gesehen hast, was ein Meeting ist. Leute, die da mit dem Kopf arbeiten, die trinken dazu nicht nur Kaffee, sondern Saft und Wasser. Da kommt keiner rein, wie Ihr, stört, ohne zu fragen „Ich will nur ganz kurz, ja…?“ (Nein, Du Bratze, verdammt, Du störst ein Meeting, Deine saublöde Nachfrage, ob Du ne Vase haben kannst, kann 5 Minuten warten!!!) und zieht das strikt im 5 Minuten-Takt übergriffig wie Tempelaffen durch.

Und dann geht es ab. Acht Stunden lang kannste Trinken vergessen. Von Essen ganz zu schweigen. Es gibt Kollegen, die sich am Abend verzweifelt 2 l Wasser einfach so auf Ex hinterkippen, Kollegen mit Blasensteinen und grausigen Nierenwerten, Blasenentzündungen und Synkopen. Weil? Weil Ihr eine Politik befeuert, die es einem nicht mal erlaubt, zwischendurch einen Schluck Wasser zu saufen!! Und WEHE, man tut das. Dann kommt ganz sicher einer, der sich beschwert, dass ein Fussel auf der Bettdecke ist.

So eine selten dämliche Grütze. Schau Dir mal Dienstpläne an, wie oft da steht „OP“. Das bedeutet nicht, dass die sich haben operieren lassen. Das bedeutet „OHNE PAUSE“. Warum? Weil so Nase-aus- der Maske-raushängen-lassende Knalldödel wie Du so schwachsinnige Scheiße machen, wie an Regenwürmern lecken, die Kreuzottern sind!!! Mit so einer jämmerlichen Grütze haltet Ihr uns auf Trab, ohne euch zu schämen.

Schon in der Ausbildung gab es noch so oberschwesterliches Urgesteinsmehl, die es für eine Sünde hielten, wenn man sich mal setzte. Und schrieb. Mal ganz deutlich, Klapskalli: Schreiben und über Patienten reden ist ARBEIT! Nur in Eurer Schwester Stephanie-Fantasiewelt aus der Schwarzwaldhölle kommt Pflege mit was im Kopf nicht vor.

Schon im 19. Jahrhundert hat man Schwestern erklärt, Kaffee wäre Schwatzhaftigkeit. Sogar Wikinger würden nach einer Tasse aus dem Boot fallen. Frauen seien für Kaffee zu schwach. (Der erste, der hier nach ner Quelle plärrt, kriegt mein Buch über den Kopf!). Ich sag Dir mal, wie schwach Pflege ist. Die heben den 130 kg Süßling, weil keine Zeit ist, sich n Transportgerät zu holen. So schwach ist Pflege. Wenn dazu noch Beatmungsgeräte, DeFi und 20 Infusionsflaschen auf der Trage liegen, pfeifen die beim Rennen in den OP noch Lapaloma. So „schwach“ sind die.

Übergabe gilt irgendwie nicht als Arbeit bei Euch da draußen, kann das sein? Schon der Heliosgründer schämte sich nicht, vor der Presse zu sagen, es gäbe gar keinen Pflegenotstand, man müsse mal um 14:00 kommen, da könne man sehen, wie sie „Kaffee saufen!“. Ich nehme an, der sprachs und verzog sich zum nächsten Meeting mit Kaffee , Saft und Wasser. Aus seiner Minibar im Auto. Ich glaube, es hakt!

Bereitschaft ist nicht, nicht arbeiten. Und weißte, was lustig ist? Die kämpfen bis heute darum, diese Standzeiten bezahlt zu kriegen. Was denen an Geld verwehrt wird für angeblich nicht geleistete „echte“ Arbeit, das nennen andere „Brainstorming für ein Startup“ und saufen dazu literweise Chai-Latte. Und Du hast die unglaubliche Frechheit, die einzigen 150 ml am Tag zu besülzen?

Rauchen? Ich kann Dir sagen, weshalb die vor die Tür gehen und rauchen. Weil das der einzige verdammte Ort in jedem 500 Betten-Haus ist, wo Ihr ihnen nicht auf die Nerven fallt. Wo man mal durchatmen kann. Andere hätten schon Engelstrompeten geraucht.

Wenn Ihr könntet, würdet Ihr uns doch noch beim Morgensch*** auf dem Klo hinterherkommen, weil gerade was ganz Wichtiges ist!

Früher hat man im Nachtdienst noch gestrickt! Ja, Flachzange, für die Patienten. Manchmal sogar MIT den Patienten. Und Du hast also Angst, während Du in Deinem Homeoffice gejammert hast, dass das Zoom-meeting, an dem Du mit Hausschuhen teilgenommen hast, bei Kaffee und bei Vollmond ausgesätem Demeter-Brötchen, dass Pflege CHILLT?

Was ist Deine Angst? Dass Du für das Plastikgeld Deiner Krankenkassenkarte, für das Du in diesem Land weniger blechst, als Du an Leistungen rauskriegst, irgendwie zu wenig Beachtung kriegen könntest? Machst Du das bei Deinem KFZ-Mechaniker auch, in die Halle stürmen „Tagchen, Meister Lampe, jetzt nicht Bierchen und Käffchen, jetzt schön arbeiten!“. Der macht aus Deinem Vergaser noch ne Orangensaftpresse, wenn Du Glück hast. Nee, traust Du Dich nicht. Ist ja n Mann, gell? Aber im Schwesternzimmer, da gibts n Aufstand wie Tempelaffen bei der Bananenfütterung. Herrgottscheiße, ist das jämmerlich. „Und dafür hab ich nun auf dem Balkon geklatscht!“ Das Leben ist blöde und gemein, gell? Aber Ballermann is owei guad gö?

Warum Du Dich das traust? Weil in diesem Land jeder Sepp, der schonmal seiner Frau mit 37,9 Grad Temperatur beim Eisprung einen O-Saft eingegossen hat, meint, er könne „pflegen“.

#pflegdichselbst und #geh Lavendel gießen. Nicht, dass Du in der zweiten Welle keinen hast. Dein Charakter ist dreckiger, als meine Tasse um 14:30. Und da ist sie schon 8 Stunden angetrocknet.

Bitte gerne.

7 Kommentare zu „„Chillen, rauchen, Kaffee saufen! “ was Pflege angeblich in der Pandemie getan hat. Ein Rant FSK >16!

  1. So scharf wie Chilli – eine bemerkenswerte professioneller Apologie auf „chillen“ im Pflegesektor.

    Rattenscharf formuliert – da beißt sich der Maus keinen Faden ab.

    Gewohnte Qualität – mit ungewohnter Barbeißigkeit gepaart;
    monströse Texte, die mit rabelaissche Spottlust zu pflegerische Hororszenarios trefflich ins Gericht geht.

    Wenn die Schünemann in Berlin säuselt wackeln in München die Wände.

    Mindestens.

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  2. Besonders gut gefällt mir der Hinweis auf die Übergaben. In der psychiatrischen Pflege sind sie von unschätzbarem Wert für die Arbeit mit den Patienten. Ohne Übergabe wäre imho keine psychiatrische Pflege möglich und wir landen letztlich wieder in der Verwahrpsychiatrie. Interessant bot mir das Mobile gerade „Verwahrlosung“ an. Ja, Verwahrlosungspflege würde dann passen.

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