„Ich könnte das nicht!“: Pflege und Sexunfälle, oder: was ist ein attraktiver Beruf? CN: ALLES!

Der Mensch schwitzt, uriniert (hell, eiweissflockig, dunkel, trüb, Azetongeruch), defäkiert (normalgeformt, schleimig, breiig, dunkel, hell, ungeformt, blutige Auflage), sezerniert (Nasenborken, Gaumenschleim, Hautfaltenschmutz), blutet (venös, arteriell, krustig, schorfig), Ohrenschmalz, Fußgeruch, Borken im Bauchnabel, im Sonnenschein glitzernde Hautschuppen, wenn man die Thrombosestrümpfe auszieht..sie rieseln überall, Myriaden von Milben siedeln um auf meinen Unterarm und auf meine Kopfhaut.

Hatte ich Schuppen, Tränensteine, Spucke (sabbernd, glibbernd, fädenziehend) und Fingernagelschmutz schon erwähnt? Fäkalkollektoren, Inkontinenzmaterial, Urinstäbchen und -beutel, Sonden, Drainagen, Liquorpunktionen und Pleurapunktionen. Es gibt nichts, was mir nicht schon über die Hände gelaufen wäre, wie Anderen die frische Maibrise im Frühling und der warme Sommerregen.
Pflege muss dringend attraktiver werden, aber ich weiß nicht, ob wir alle das selbe meinen.

Genitalschleim jedweder Coleur lasse ich mal weg.
„Ich könnte das nicht!“ Los, Hände hoch, wer das schonmal gehört hat. Offenbar sehe ich aus, als wäre das ganze Zeug mein Lieblingstraum und als könne ich ohne nicht leben.
Ich könnte das ganz gut.
Darüber kannste eigentlich mit keinem reden. Vor 5 Jahren saß ich das erste mal bei den Eltern meines zukünftigen Mannes und es kam, wie es kommen musste: „Du bist also Krankenschwester?“ „Hm“ *nickt* , „Was machst Du denn da so?“
Schnapp! So geht die Falle zu! Bloß nicht antworten!
Es gibt zwei Möglichkeiten. A) Du erzählst irgendwas Belangloses und irgendwer am Tisch stöhnt „Ich könnte das nicht!“ Oder B) Du sagst die Wahrheit, dann bist du raus! Die Wahrheit klänge irgendwie so, wenn ich meine Begegnungen mit merkwürdigen Sexualpraktiken anderer Menschen aufzählen würde:
Irgendein Vollpfosten hat sich eine Brennessel in die Harnröhre gesteckt, weil er keinen Ingwer im Haus hatte, um ihn sich in den Hintern zu stecken, weil das angenehmer brennt. Ich könnte das nicht. Und ich habe seitdem ein Problem mit Ingwer.

Ein anderer hat sich ein Brett mit einem Metallgegenstand gebaut, das hat er über die Badewanne gelegt und sich rittlings draufgesetzt. Leider war er kein Tischler und das Ding ist mit Analstöpsel aus Metall mit ihm in die Badewanne gerauscht. Ich könnte das nicht! Und der Bauchchirurg hat Stunden gebraucht.

Ein Drogie hatte Sex mit seiner Freundin, die ihm den Hodensack aufgerissen hat. Die Hoden hingen ohne Sack frei in der Gegend rum. Leider war er aggressiv und wollte den Hodensack nicht nähen lassen. Er verschwand aus der Notaufnahme und die Polizei musste ihn suchen. Ich könnte das nicht. Und es war total eklig, diese hodensacklosen Hoden in der Hand zu halten. Seitdem habe ich ein Problem mit diesen Kinderglibberaugen zum Lutschen.

Der Nächste hat sich eine Kugelschreibermine in die Harnröhre eingeführt. Leider war die Feder dran und kam nicht mehr raus. Notfallmäßig haben wir ewig geprökelt, bis wir das Ding wieder ans Tageslicht gezerrt hatten. Ich könnte das nicht. Seitdem habe ich eine Affinität zu Füllern.

Ein Typ hat in der Superillu gelesen, dass eine Zecke verschwindet, wenn man Pattex draufschmiert. Er war gründlich und nahm eine ganze Dose. Die trocknete auf seinen Schamhaaren an. Um die Zecke zu ziehen, musste ich ewig lange über seinen Schamhaaren präparieren, der Zecke drunter ging es super. Ich könnte das nicht, so selten blöd sein. Ich hatte dadurch ganz lange keine Zeit für das weinende Kind auf dem Flur. Ich habe „Arschloch“ gedacht.

Der NAW kam mit wehenden Fahnen. Ein schreiender, blasser Mann auf der Trage. Aus seinem Hintern guckte ein Stück Feuerwehrschlauch raus. Die Kollegen sagten, den Feuerlöscher selber hätten sie schon abgeschnitten. Ob das nicht nett wäre.
Der Typ hatte den Griff eingeführt. Sonen alten, mit Halteklammer dran. Die hatte sich dann in seinem Darm gelöst und Peng, das ganze Rektum zerrissen. Ich könnte das nicht. Zum ersten Mal in meinem Leben bekam ich einen hysterischen Lachanfall. Das tat mir leid, denn der Typ hatte keine Narkose bekommen. Ich war Feuerwehrfrau. Seitdem habe ich ein Problem mit b-Rohren.

Eine Frau meldete sich am Counter. Sie sei im Bad ausgerutscht und auf eine Deoflasche gefallen, die in ihrem Hintern steckte. Das heisst, die Flasche nicht mehr, aber der Deckel. Wir haben eine Notfallendoskopie gemacht und den Deckel geborgen. Sie brüllte: “ Glauben Sie mir etwa nicht??“ Doch, doch. Aber ich könnte das nicht.

Der RTW brachte einen brüllenden Mann. Zwischen seinen Beinen hing eine 1,5 l Colaflasche. Dadrin war irgendetwas lilanes, zermatschtes. Es war sein Penis. Er hatte tatsächlich seine Colaflasche gepoppt, der Unterdruck hat seinen Penis – völligst zerfetzt. Er bekam eine Narkose aber wir bekamen das Ding nicht raus. Weil nun schon alles egal war, nahm ich eine Gipssäge, die ist ja oszillierend und gab mein Bestes. Was wir dann in der Hand hatten, war eine riesige handvoll blutender Brei. Wir sind mit einem Megaspeed in den OP gefahren. Es geht das Gerücht, der Urologe habe den Patienten gefragt, ob er seine Freundin (die Flasche) wieder haben wolle oder sich ne neue besorge. Wir haben die Flasche aber unter Eigentum aufgelistet. Man kann ja nie wissen.

Dem nächsten schreiende Mann fehlte einfach ein Stück seines Penis. Er blutete, wie die Sau. Das sah aus, wie ein Gewaltdelikt, als wenn ihn jemand schrecklich getreten hätte und ich fragte, wie das passiert sei. „In Marzahn!“ brüllte er. Ich fragte nochmal.
Er brüllte: „Na, beim Ficken!“ Ok, ehrlich? Ich könnte das nicht.

Manchmal an der Kasse im Supermarkt, gucke ich mir die Gestalten so an und denke für mich: ok, rechnerisch der, der, der und der. Menschen haben offenbar ein Problem mit Fäkalien, Urin, Schweiß und Sekreten. Sie haben offenbar aber weniger ein Problem, sich die irrsten Sachen anzutun. Das Problem dabei: sie tun das auch mir an, denn ich werden Teil des Erlebten. Manche Stories sind so krass – die kannste einfach keinem erzählen. Was machst Du denn da so Schönes?

Doch, Pflege muss dringend attraktiver werden, aber ich weiß nicht, ob wir das selbe meinen.

4 Kommentare zu „„Ich könnte das nicht!“: Pflege und Sexunfälle, oder: was ist ein attraktiver Beruf? CN: ALLES!

  1. Diese Geschichten sind übel. Also das könnte ich nicht. Habe ich dir von dem Typen erzählt, der einen Menschen umbrachte, diesen zerstückelte und die Körperteile in der Stadt verteilte? Den Kopf hat man nie gefunden. Also, ich könnte das nicht und habe seitdem Probleme mit Küchenmessern..

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