Viele Kammern unter einem Dach? Ich vermisse Transparenz.

Berlin ist vielleicht eine der verrücktesten und angesagtesten Hauptstädte Europas. Arm, aber sexy. Bunt. Weltoffen. Voller Leben und Kultur. Unser vielleicht größtes Problem ist die Wohnungsnot. Aber dass die SO ausgeprägt ist, wie ich sie derzeit erlebe, wusste ich nicht. Ich habe Fragen. Aber von vorne.

Rückwirkend klingt es vielleicht naiv, aber Jahre kämpfte ich für eine politische Vertretung der Pflegenden auch in meiner Stadt. Und ich weiß das so genau, weil ich zu den Gründungsmitgliedern der Initiative Pflegekammer Berlin gehörte. In unserem vielleicht naiven Taumel haben wir daran geglaubt, dass Pflegende die Richtung bestimmen würden. Viele würde es interessieren, aus den Reihen der Basis würde dann jemand gewählt. Ich sagte damals von vornherein, das will ich nicht sein. Hier der Link.

https://www.initiative-pflegekammer-bb.de/wer-sind-wir-1/

Verrückt, aber was auch immer zum Thema in Berlin geschah, geschah ohne uns. Es war nicht so, dass mal jemand gefragt hätte, oder uns oder jemanden eingeladen. Ganz im Gegenteil. Statt sich zu verbinden, gab es Parallelstrukturen, die – ich bin das schon gewohnt- alle anderen ignorierten. Und nun ist sie da. Zumindest auf der Internetseite. Die Berliner Pflegekammer.

Wo kommst Du denn her?

Die Allianz, so steht es geschrieben, versteht sich als freiwilliger Zusammenschluss von Menschen und Institutionen. Das hört sich ganz phantastisch an, aber dieser Zusammenschluss ist bereits in sich geschlossen. Die „Berliner Pflegekammer“ wird somit repräsentiert von Akteuren, die schon immer Akteure waren. Und die mit den anderen Akteuren nichts zu tun haben möchten. Beitritt? Unmöglich. Gut, so ist das Leben, könnte man denken, aber die Adresse der Allianz ist die Adresse des DBFK Berlin.

Unter dieser Adresse findet sich auch die Bundespflegekammer und der Deutsche Pflegerat. Von der ich nicht weiß, wer da wann welche Leute gewählt hat. Ein Gremium, das irgendwie wie ein Spross einfach da war. Alle vier firmieren zusammen unter dem selben Dach.

Damit ist die Allianz, die Bundespflegekammer, der DPR und die Bundesgeschäftsstelle der zentrale Ort, an dem sich die selben Leute selbstverwalten, die schon immer alles verwaltet haben. Ich möchte kritisch hinterfragen, weshalb sich an diesem Ort des DBFK die Adressen so bündeln. Wie wir alle wissen, ist der DBFK nicht mit so vielen Mitglieder gesegnet, dass davon auszugehen wäre, dass dort das Ballungszentrum der Basisinteressen wäre.

Das macht es für mich implizit zu einem sehr merkwürdigen Ort. Ein Ort, der für mich persönlich nicht zugänglich für Basis ist. Ein Ort, der sich selbst abschirmt. Ein obskurer Ort.

Dass dort die Basis nicht wahrgenommen wird, konnte man sehr schön am Statement sehen, dass von der MV rausging. Eine Kollegin, Franzi, die ein Buch schrieb, ist das Thema dieser Mitgliederversammlung gewesen.

Bedauerlich???

Und da frage ich mich, ob die nichts Besseres zu tun haben, als in ihren Gremien über die Werke derer zu lästern, die sich außerhalb ihrer Gremien für Pflege einsetzen. Ich frage mich, wie das alles sein kann. Wie man sich selbst gegen die eigene Berufsgruppe so hermetisch abriegeln kann. Wen die da noch alles besprechen. Wie dort Ämter Funktionieren, wenn alles über den kurzen Dienstweg des langen Flures geht. Und ich bin nicht einverstanden.

Emails werden nicht beantwortet! Das, was die da treiben, so beweist das Nichtantworten, denn man kann nicht nicht kommunizieren, geht mich nichts an. Geht nichtmal die an, die sie da durchhecheln. Das ist unethisch. Das ist intransparent. Das ist nichts, was ich befürworte.

Schade. Kein Wunder also in meinen Augen, dass sich immer mehr gegen diese Form von berufspolitischer (nicht)Partizipation aussprechen. Denn der DBFK macht sich so zum selbstgewählten Einfallstor der anderen Gremien. Um die, die es angeblich betrifft, scheint es dabei am Allerwenigsten zu gehen.

Da lobe ich mir unsere alte Gartentruppe, die immer für alle offen waren, wenn sie sich wenigstens mit nem Stück Kuchen an der Gemeinsamkeit beteiligten. Das war vielleicht nicht von hochprofessionellen Bildern begleitet, aber doch immerhin offen für alle und inhaltlich danach ausgerichtet, was diejenigen besprechen wollten, die dazu kamen. Und, nennt mich verrückt, aber genau das sollte es nach meinem naiven Gedankengut einmal sein.

Long Story short. Es ist mir zu viel gekungelt und zu wenig Transparenz. Es ist mir alles auch zu wenig durchlässig geworden. Das da hat für mich mit Basisarbeit nichts mehr zu tun. Das da integriert nicht. Das da schließt aus.

13:40 edit

Peter Hunold schickte mir ein Bild des Briefkastens der Adresse.

Es sind nicht 4, sondern 14 Verbände Vereine und GmbHs. Der der Bundespflegekammer ist daneben.

Etwas voll da. Aber das ist nur meine Meinung

Peter schreibt:

In Alt -Moabit 91 residieren im Büro des DBfK insgesammt 14 Interessenverbände mit erheblichen personellen Überschneidungen.

Musterbeispiel Franz Wagner : dieses pflegepolitische Schweizer Offiziersmesser ist Geschäftsführer des DBfK, Präsident des Deutschen Pflegerats und Mitglied der sog. Bundespflegekammer.
Auf ebenfalls drei Schreibtische in einem Großraumbüro kommt als weiteres berufspolitisches Multifunktionstool Frau Christine Vogler als Stv Präsidentin des Deutschen Pflegerates, Stv. Vorsitzende des Deutschen Pflegerats und Stv. Vorsitzende des Bundesverbands Lehrender für Gesundheits- und Sozialberufe (BLGS e.V.).
Susanne Adjei, Geschäftsführerin der Agnes Karll GmbH mit Sitz in Alt-Moabit 91 ist gleichzeitig unter derselben Adresse Managerin des DBfK Nordost, dessen Vorsitzende Franziska Rahmel gleichzeitig Geschäftsführerin der RbP GmbH ist, die mit der Registrierung beruflich Pflegender als Registered Nurse Geld verdient.

9 Kommentare zu „Viele Kammern unter einem Dach? Ich vermisse Transparenz.

  1. Hm, ja. Das kann man blöd finden, nicht gefragt worden zu sein. Allerdings: auf der verlinkten Webseite passiert seit über drei Jahren nichts mehr. Aktiv ist anders.

    Und ja, da seid Ihr nicht gefragt worden. Ich würde aber eher begrüßen, dass es endlich überhaupt weitergeht und nicht gleich Abschottungsabsicht unterstellen. Ich schätze Ihre Beiträge sehr, aber das klingt mir jetzt doch ein bisschen arg beleidigt und wenig informiert. Noch mehr Selbstzerfleischung in der Pflege können wir echt nicht gebrauchen.

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      1. Weder auf noch hinter dem Mond, danke. Vielleicht im Paralleluniversum, weil ich nach 35 Jahren immer noch dran glaube und arbeite, dass Pflege es irgendwann hinbekommt, ihre eigenen Angelegenheiten in die Hand zu nehmen und Profession wird. Und ich weiß, wovon ich rede.

        Aber da hier weiter unten verdi ins Spiel gebracht wird: Einige haben immer noch nicht verstanden, warum Kammer, Berufsverband und Gewerkschaften alle drei nötig sind und verdi endlich mal aufhören sollte, die Kammerarbeit zu torpedieren. Besser arbeitet man zusammen, denn gemeinsam lässt sich mehr erreichen. Woanders funktioniert die Zusammenarbeit hervorragend. In Australien etwa sind 75% aller Pflegekräfte Mitgliedschaft in Gewerkschaft/Berufsverband und in der Kammer (logischerweise) alle. Da hat Pflege ein deutlich besseres Standing.

        Berufsverbände, Kammen und Gewerkschaften haben verschiedene Aufgaben, die sich ergänzen und nicht konkurrieren.
        Berufsverbände kümmern sich um inhaltliche Belange, je nach Fachinteresse.
        Gewerkschaften haben einen wichtigen Job in Sachen Arbeitnehmerrechte, Vergütung, Tarifvertrag und Eingruppierung. Der neue TvöD ist ganz okay, aber meines Erachtens ist ein viel größeres Problem als die Bezahlung die Personalausstattung. Da ist von verdi wenig zu hören.
        Kammern haben die vom Staat übertragene Aufgabe, sich um das Prüfungswesen in ihrer Disziplin zu kümmern.
        Man muss Kammern nicht gut finden. Aber dann muss man weiter mit Fremdbestimmung leben. Damit, dass Ärzte, Juristinnen und andere fachfremde und ahnungslose Menschen über Prüfungsordnungen, Prüfungsinhalte und Pflegeexamen bestimmen.
        Fremdbestimmung ist, wenn ein Polizeiarzt den Prüfungsvorsitz im Krankenpflegeexamen macht! (der selber nicht so genau weiß, warum er da ist). Kein Mediziner würde sein Staatsexamen oder seine Facharztprüfung von einem Berufsfremden abnehmen lassen, in der Pflege ist das aber völlig normal.
        Fremdbestimmung ist, wenn die Aufsichtsbehörde keinen Bock und keine Ahnung hat und sich nicht zuständig fühlt. Die aber trotzdem Prüfungsordnungen absegnen muss, nachdem man ihr erklärt hat, dass sie eben doch zuständig ist. Was die Kammer übernehmen soll, nämlich die Berufszulassung aussprechen, macht heute diese mit Juristen und Ärzten besetzte Behörde.
        Fremdbestimmung ist, wenn die Krankenhausgesellschaft (Arbeitgeber) die Weiterbildungsordnungen macht und nicht die Berufsgruppe selber.
        Fremdbestimmung ist, wenn medizinische Fachgesellschaften entscheiden, was in Weiterbildungen reinkommt. Wobei die noch am ehesten verstanden haben, wofür qualifizierte Pflege gut ist. Fremdbestimmung ist, wenn sich die Arbeitgeberverbände, allen voran der BPA, zum Rächer der kleinen Altenpflegerin aufschwingen, aber Gesetze torpedieren, die ihr eine vernünftige Ausbildung verschaffen, damit sie ihre Rechte besser wahrnehmen kann.
        Geht noch endlos weiter. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…..

        Klar, wer das die nächsten 100 Jahre will, dann bitte weiter machen mit dem Kammerbashing. Damit lassen sich aber keine Gewerkschaftsmitglieder gewinnen.
        Zwang ist immer blöd (ja, und Mauschelei auch, Frau Schünemann, da bin ich ganz bei Ihnen) – es ist aber auch ne Framing-Frage. Positiv gewendet: Als zahlendes Mitglied kann mensch mitgestalten und was für sein Geld verlangen. Dafür muss mensch natürlich seinen Allerwertesten hochkriegen und aufhören, die Opfernummer zu spielen.

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      2. Ich habe weitere Antworten nicht freigegeben, weil ich schon betonte, dass diese Ebene auf diese Art hier nicht erwünscht ist. Sachlich gerne.

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  2. Danke für diesen Artikel.
    Irritiert bin ich, dass Ihnen das erst so spät auffällt, weisen doch seit Jahren Kritiker_innen darauf hin. Dass das Vorantreiben der Kammern von den genannten Akteuren nur deren eigenen Interessen und dem Erschließen neuer Posten und Betätigungsfelder (und jeder Menge Geld – Stichwort Weiterbildung) dient, und nicht der basisgestützten Interessenvertretung der Pflegenden, ist seit Jahren bekannt. ver.di, wahrscheinlich der größte freie Zusammenschluss von Pflegenden -und damit ziemlich viel „Basis“ – hat doch nicht aus Zufall eine so deutliche Ablehnungshaltung gegen diese Form der Kammer.
    Die Pflegenden werden zum Spielball einer kleinen Clique gemacht. Ein perfides Spiel. Und jetzt spielen sie mit dem BB auch noch Gewerkschaft…

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