„Kein Bett“ ist eine Lüge

Nun mehren sie sich, die Berichte darüber, dass Stationen schließen, dass auch im Pflegeheim nicht ohne Weiteres ein Platz zu bekommen sei, dass auch Babies auf Intensivstationen nicht mehr versorgt werden können. „Die haben keine Betten“ heisst es dann. Doch, es gibt Betten. Betten, wie die Sau. Sie stehen in den sogenannten Bettenzentralen, in Bädern, in orange, elektrisch, ganz alte Modelle ohne Strom, quietschend… tausende. Aber: Es ist niemand da, der Menschen in diesen Betten versorgen könnte. Nie war Pflege so unsichtbar wie bei der Behauptung, es gäbe kein Bett.

Es sind nämlich keine Betten, die Menschen pflegen, drehen, versorgen, zum OP schieben, fragen, wie es geht, waschen, betreuen, beobachten…. es sind Menschen. Ich finde diese Sprachregelung vom nicht vorhandenen Bett unsäglich im wahrsten Sinne des Wortes. Da wundern sie sich, dass dort niemand arbeiten will, dass sie nach mehr Anerkennung und Wertschätzung rufen.. und sagen dann statt „es gibt keine Pflegenden für Sie“ einfach : „es gibt kein Bett!“.

Menschen, die Genderstudien betreiben, die das generische Neutrum unerträglich finden, Journalisten, die am Puls der Zeit arbeiten, schreiben vom „Bett“. Pflege ist das das unsichtbare Ding, das eben nicht da ist, das nicht existiert, von dem wir annehmen, es sei so selbstverständlich wie Wasser und Luft. Aber – das ist es nicht. es ist auch kein Ding, es ist ein Mensch mit Gefühlen, überarbeitet, müde, mit Familie. Neulich berichtete ein Kollege, Patienten hätten ihn gegoogelt und angerufen, um ihn was zu fragen. Ein Übergriff ohnegleichen. Das Ding, das sich gewagt hat, nach Hause zu gehen. Ich verstehe nicht, weshalb man Pflegende so marginalisiert. Sprachlich ist es ein Zeichen von Abwertung ohnegleichen.

Legen Sie sich ins Bett! Ich verspreche Ihnen, Sie verzichten schnell drauf, wenn da keiner kommt.

Und dann die Rede vom Überbett, wenn mehr Betten als gewöhnlich auf der Station sind. Das ist kein Überbett! Das ist Überforderung, Überstunden, Überarbeitung und Überfluss an Arbeit. Aber das wird nicht kommuniziert. Kommuniziert wird nur, dass man es unbequem auf dem Flur hatte. Der Rest scheint ganz normal.

Das sind die gleichen Menschen, die sich wundern, dass es nun zu Einsparungen kommt, Menschen, die von ihrer Freiheit reden, wenn man ihnen sagt, es gibt nicht genug Personal für Deine Wünsche. Warum gibt es die nicht?

Weil Ihr diese Menschen unsichtbar gemacht habt, übersehen, überfordert, überanstrengt und überlastet… bis sie es über hatten.

Betten….. wenn Sie das nächste Mal drüber reden, denken Sie nach. In Ihrem Bett haben Sie Zeit genug dazu.

Danke @publicemama von Twitter für den Impuls

3 Kommentare zu „„Kein Bett“ ist eine Lüge

  1. Tabasco- Soße zu hierarchische Ulknudel, die mit TÜV-Methoden Personal gerne so lange weichkochen bis eine Pflege-Matsche dabei heraus kommt.

    Das steht dann als Pflegix als Tagesgericht auf der Speiseplan.

    Ma(h)l-Zeit.

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  2. Haut die Politiker, die bestimmt haben, das Krankenhäuser nach Budget arbeiten und gewinnorientiert sein müssen. Denn sonst gäbe es genug und ordentlich bezahlte Pflegende.

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