Ehre, Anstand und ein Schwur – die neue Berufsordnung. Zurück in die Zukunft

Darauf also haben wir gewartet, das also schaffen die Funktionäre der Pflegekammer RLP. Ein „feierliches Versprechen“ leitet die neue Berufsordnung ein. Wem wir dieses feierliche Versprechen geben, das verraten sie uns nicht. Gelübde haben ja eine lange Tradition – gerade in unserem Beruf. Gelübde im Kloster läuteten die lebenslange Ortstabilität und die Übergabe des eigenen Willens an die Äbtissin ein. Gehorsam rules! Das muss diese neue Unabhängigkeit, diese Wertschätzung sein. Ist klar. Was ist dann die nächste Stufe? Zurück zum Fahnenappell?

Ich weiß nicht, ob die Funktionäre da verstanden haben, dass sie den Beruf in die Zukunft bringen sollten? Stattdessen gibt es also ein Gelübde, das auch gut in einem Kaninchenzüchterverein hätte stehen können. Wozu ein Gelübde, wenn die Arbeitsvoraussetzungen stimmen? Ach so, klar, das Ganze geht noch weiter.

„In allen Situationen werde ich die Ehre und das ansehen des Berufsstandes wahren“.

Berufsordnung

Ehre? Ernsthaft? Der Ehrbegriff ist nicht nur ein überkommenes Konstrukt aus grauer Vorzeit. Gegen die Ehre gehen.. was wäre das? Definiert haben sie das nicht. Wenn jetzt also etwas schief läuft, Dein Ag Dir Bedingungen aus der Hölle bietet, dann haste ab heute ein Problem mit Deiner Ehre. Schwierig: Ehre im Frauenberuf ist automatisch Ehre der Frau. Die ist traditionelle Unterordnung in einer männlich geprägten Hierarchie. Wenn das also die Leistung der Kammerfunktionäre ist, Frauenehre als Basis eines Berufes zu tradieren, dann haben die das offenbar in einer Timekapsel geschrieben und zwar irgendwann zwischen der Zeit, als Jungfrau zu sein Ehre war oder der Staat, nicht irgendein Staat, sondern die Nazis, was von Ehre schwafelten, um von außen die Definitionsmacht über Pflege zu erhalten. Ehre wie nämlich von außen zugeschrieben. Von Männern. In Zeiten von Bodyshaming, beruflich verpasster Emanzipation und fallenden Arbeitnehmerzahlen ist das also die Rettung? Ehre? Ehre wird historisch an den Frauenkörper geknüpft. Na, Mai, das war ja ne richtig gute Idee, sich als Mann im Elfenbeinturm hinzusetzen und die Ehre der Frau als Basis ihres Selbstverständnisses zu definieren. Was für eine patriarchische sexistische Kackscheisse. Ich frage mich ernsthaft nach der Kompetenz dieser Funktionäre. Ist es DAS, was ihr könnt? Einen Honorbegriff einzuführen ohne ihn hau definieren? Habt ihr keinen anbei gehabt, der etwas studiert hat? Das da ist ein Armutszeugnis.

Anstand! Ja, wer kennt es nicht. Anstand. Die anständige Frau? Schon in den 20ern war das Thema, allerdings im letzten Jahrhundert. Eine anständige Frau gehorcht, eine anständige Frau hat kein Metoo Problem, sie muckt nicht auf, Wir hatten genug anständige Frauen. Ihr habt Sie verschlissen. Nein, soviel Unsinn kann wirklich niemand, niemand mittragen und ab hier ist das kein Spiel mehr. Da sitzen Funktionäre im Elfenbeinturm und erweisen sich als unfähig. Sie definieren ein rückständiges berufliches Selbstverständnis und lassen sich dafür noch bezahlen, die Pflege zurück in die Vergangenheit zu schiessen, Pflege zu behandeln wie 1900 im Kloster. Wenn ich sowas lesen will, kann ich Bodelschwingh lesen. Der hat an die Geschichte von der gehorsamen artigen Frau und ihren Ehrenkodex noch glaubt. Mit professioneller Pflege hat das NICHTS zu tun. Schämt Euch! Und verfasst keine Texte solcher Tragweite, wenn Ihr es nicht könnt!

Besonders dramatisch: gerade die Begriffe Ehre und Altenpflege werden zunehmend von rechts besetzt. Aber hey… anscheinend ist das völlig egal.

Ehre? Blut? Schweiß ? Schwüre?

Ein Kommentar zu „Ehre, Anstand und ein Schwur – die neue Berufsordnung. Zurück in die Zukunft

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