Und nun mit geballter Power! Pflegetsunami- das Buch!

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Manche von Euch wissen es vielleicht- vielleicht auch nicht – aber ich kann auch ohne Rant schreiben, Sachzusammenhänge denken und formulieren.

Und ich befinde, dass es jetzt Zeit war.

Zeit für dieses Buch! Zeit, Menschen zu erklären, woran es hapert, dass Pflege nicht waschen ist und was man ihnen hier vorenthält.

Zeit, Lösungen aufzuzeigen. Zeit, deutlich zu werden. Zeit, ohne große Emotion den Finger in die Wunde zu legen.

Manche von Euch haben sich das gewünscht. Ich bin froh, dass der Verlag mich so toll unterstützt hat.

Wer heute nicht lesen mag: hier ein Fitzelchen Trailer .. der aber nur ein winziger Sneakpeak in ein komplexes Buch ist, das keine Tabus kennt, unbequem ist und nichts mit Herziherz zu tun hat.

Das mit den Augen 👀 üb ich noch!
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Zum Sterben schnell ins Heim?

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In meinen Kommentaren fand sich dieser.

Es geht um die Frage, ob derzeit zum Sterben schnell ins Heim abgeschoben wird.

Wie sind Eure Erfahrungen derzeit?

Liebe Monja, liebe Mitleser. Ich arbeite in der Altenpflege und habe quasi life eine ernstgemeinte Frage an alle aus der Krankenpflege und der Altenpflege. Bitte löschen, Monja, wenn es gar nicht passt, Du hast einfach eine größere Reichweite als ich und bei mir im Blog passt es nicht. Wie mein Name vielleicht erahnen lässt, kann ich leider nicht sagen, wo genau ich wohne, nur: In der AP im Umkreis wird die Empörung immer lauter und kommt aus mehreren Ecken – und es nimmt beängstigende Ausmaße an. Und ich bin neugierig: ich möchte wissen, ob das ein lokales Phänomen ist, was hier passiert. Es geht um Folgendes: Die Altenpflegeheime bekommen seit Wochen täglich deutlich mehr Anfragen zur Kurzzeitpflege von den sozialen Diensten der Krankenhäuser als normal : Pflegegrad beantragt, laut Arztbrief erstmal 2, aber laut Einstufung mindestens 4, guter AZ bis auf Z.n. Irgendwas , bissle dement eventuell, Langzeitpflege angestrebt … Alltag ohne viel Aufwand, wenn´s denn stimmen würde; von MRSE,VRE und andren Nettigkeiten, die eine Unterbringung in einem Einzelzimmer zwingend notwendig machen ist gar keine Rede mehr – erst wenn die zukünftigen Bewohner schon in der Tür stehen, fällt das Mal so nebenbei, aber das „wär doch kein Problem“ …. ööhm … die meisten Pflegeeinrichtungen haben zumindest bis 2027 noch Doppelzimmer – – – – – – Und ab jetzt liest bitte nur jemand weiter, der wirklich und tatsächlich NICHT den Moralaposten spielen will, politisch einen raushauen will oder anderweitig keine Ahnung hat, von was er spricht, sondern AUSSCHLIEßLICH Personal, das direkt am Bett steht und mir sagen kann, ob es auch in der KP neue Anweisungen gibt, von denen kaum jemand weiß, der nicht täglich damit konfrontiert wird!!!! Los geht´s, Beispiele der letzten Wochen, die nur die Spitze des Eisbergs sind und sich mehren: Da kommt ein vitaler Mensch, PG 3 ( laut Arztbrief so angekündigt ) mit einem HB von 6,5 und bekannter Anämie bei uns an, der war kurz darauf nicht mehr ansprechbar, weil wir so lange mit dem Taxifahrer und der Polizei diskutieren mussten, dass wir diesen Menschen in dem Zustand auf gar keinen Fall aufnehmen und dass der Mann sofort wieder ins Krankenhaus gehört – wobei uns scheißegal ist, wer den Transport zahlt. Nett war auch die Dame, deren Extremititäten bereits zu marmorieren begannen, die in einem Krankentransport ( sitzend !!!!) gebracht wurde, die haben wir auch postwendend wieder zurück geschickt. Und die Angehörigen über den bevorstehenden Tod informiert. Ganz klasse war der angebliche Arzt, der mich ernsthaft darüber belehren wollte, dass bei einem Patienten 5 Tage nach Feststellung von Covid der folgende PCR Test eh nicht mehr aussagekräftig wäre und der wegen Long Covid auch nie wieder negativ würde und dass eine Isolation folglich nicht nötig wäre ( … der Patient verstarb 2 Nächte später im KH, berichteten die Angehörigen ). Und der „Arzt“ konnte überhaupt nicht verstehen, dass hier das Gesundheitsamt klare Regelungen getroffen hat: Aufnahme zur KZP mit positivem PCR Test ist untersagt. Punkt. Bewohner, die von Euch kommen, sind momentan gefühlt echt sehr selten Dauergäste und das liegt nicht in der KZP begründet, sondern die werden alle raus getragen. Arztbrief und Wirklichkeit klaffen immer weiter auseinander; Angehörige lügen, dass sich die Balken biegen, nur um einen Platz zu ergattern und bieten zum Teil „Spenden gegen Platz“ an. Ein Arzt war wenigstens so anständig, die Hinlauftendenz und Fremdaggression vor der Neuaufnahme mit Rat zur Unterbringung zu erwähnen, was derzeit überhaupt nicht mehr selbstverständlich ist – wir sind ein offenes Haus, ohne diesen Hinweis hätten wir ein richtiges Problem bekommen – na danke. Steinerweichend die Ehefrau, die sagte, wir könnten ihren Mann auch in den Keller stellen, es würd reichen, wenn ab und zu mal jemand guckt, aber er müsse schnell aus dem KH und sie könne ihn nicht pflegen, Deku Grad 4, Taschenbildung, nekrotisch an den Rändern. Kein Wort mehr von palliativ in den Arztbriefen – und wir „dürfen“ seit Wochen so oft den Bestatter rufen, so oft kurz nach Heimeinzug den neuen Bewohner wieder zurück ins Krankenhaus schicken, wo er/sie dann verstirbt ………..von den Angehörigen, deren Verwandte seit Jahren in einer Einrichtung leben, gar nicht zu reden, die sich wegen der hohen Fluktuationsrate richtig Sorgen machen – wenn ich die Zeit, die ich derzeit ( befeuert durch die Medien ) damit verbringen muss, unsre Schutzmassnahmen zu erklären, nur einmal für die Bewohner übrig hätte – man, was hätten wir dann ne coole Besetzung! Wie oft kommen die Leute Freitags nachmittags aus dem KH und haben nicht mal Medis für 3 Tage mit und auch keine Rezepte? Klar, ihr vom KH seid nicht dazu verpfichtet … aber die Heime haben keine Ärzte in Bereitschaft und wenn es ganz blöd läuft sind auch noch Feiertage und der Mensch hat dann auch gern mal 5 Tage keine Medikamente, weil wir die gar nicht bevorraten dürfen und auch nicht von „andren nehmen“ ( wird auch gern vorgeschlagen ). Von BTM gar nicht zu reden. Okay, ich weiß, dass eine Unterbringung vom KH aus in die Heime sehr schwer geworden ist. Das liegt daran, dass diese seit der neuesten Gesetzesänderung nur noch zögerlich Verträge mit Patienten aus dem KH abschließen – Heimrecht im Sozialgesetzbuch, still und heimlich durchgesetzt und zum Nachteil der Heimbetreiber geändert. Vorher konnten die Heime Verträge abschließen, wenn ihr uns gemeldet habt: Aufnahme ab Tag x möglich, Betreuung und Sozialhilfe beantragt. Ab dem Tag lief der Vertrag und auch wenn sich der tatsächliche Einzug verzögerte oder jemand Zahlungsschwierigkeiten hatte, konnten wir einen gewissen Betrag garantiert abrechnen – die Zimmer frei zu halten, war also kein Problem. Seit Monaten schon gilt: Zahlung erst ab Einzugstag. Reservierung nicht mehr möglich und gefühlt wird es seitdem immer schlimmer, die Wartelisten immer länger und die Anfragen immer drängender. Die meisten Heime sind einfach voll und wer eine Chance auf einen Platz haben will, hat einiges vor sich. Im Voraus vorzulegen von einem Bevollmächtigten: gültige Vollmachten, bestenfalls von einem bereits vorhandenen Berufsbetreuer; eine dokumentenechte aktuelle Bescheinigung über die Freiheit von Infektionskrankheiten; eine Rentenübersicht sowie Kontoauszüge und Lastschriftmandat und einiges mehr. Fehlt etwas davon – wird die Aufnahme rigoros abgelehnt, es stehen viel zu viele hintendran und schon das alles zu Beschaffen überfordert die meisten. . Grund für diese Haltung: die Heime in Deutschland sitzen auf Millionen von Kosten, die durch zahlungsunwillige Kurzzeit-Bewohner; Kinder, denen Geld wichtiger war als die Eltern im Heim; Falschangaben; dem Nicht-Regeln von Behördengängen ect verursacht wurden und die alle über die Gerichte eingeklagt werden müssen, bezahlt häufig letzlich von Steuergeldern. Ich lebe in einer Großstadt, wir haben mehrere Kliniken hier, IS nirgends voll belegt, daher kann ich persönlich keinen Zusammenhang zu Corona entdecken ( wenn die Zahlen stimmen ) – und aus allen kommen trotzdem Hilferufe von den sozialen Diensten und Angehörigen, die absolut in keinem Heim mehr einen Platz finden ( und wir haben davon 36 offene und 3 mit gesetzlicher Unterbringung, also Platz für 10% der Gesamtbevölkerung der Stadt ist vorhanden, hat bisher locker gereicht ). Ist das nur ein lokales Phänomen? Kennt Ihr diese Häufung von „ich werd das Gefühl nicht los, dass die Krankenhäuser die Sterberate mit Gewalt verkleinern“ aus Eurer Gegend auch – und wenn ja, könnt ihr mir erklären, was zur Hölle gerade in den Kliniken los ist? Hat das Kostengründe? Platzmangel? Absoluter Personalnotstand? Dienstanweisung: Sterberaten drücken? Ich möchte keine Grundsatzdiskussion, ich möchte nur ehrlich wissen, warum so viele Menschen kurz vor ihrem Tod seit Neustem in die Heime verlegt werden sollen ( die nebenbei auch so schon überlastet sind, auch ohne wöchentlich mehrere SIS anlegen zu müssen, Sterbebegleitung zu leisten und Neueinzüge zu regeln, für die dann wenn´s dumm läuft auch noch eine Iso nötig ist ). Vielleicht hab ich auch nur ein Brett vor dem Kopf und mir fehlt ein Stück Wissen – ich bin auf jeden Fall für Erklärungen offen. Danke im Voraus!

Hühnergotter. Die Pflege retten als Geschäftsmodell

Ich bin eine erwachsene Frau in den 1990ern gewesen, als die ersten Boygroups aufkamen. Das Konzept war denkbar einfach: es war für jede was dabei. Jeder denkbare Frauentyp wurde angesprochen. Man dachte sich nichts dabei, die Shows waren gut. Das Problem: einzeln performten die gar nicht mehr so gut, viele Karrieren zerbrachen.

Deutschland vor ein paar Jahren. Wie aus dem Nichts taucht eine sagenhafte Gestalt am Pflegehimmel auf. Ein Pflegepreis, der sich später als Influencerkooperation erweisen wird, turnt mit populistischen Sprüchen durchs Internet. Die Fanbase rast vor Entzücken. Und das tut sie bis heute. Nichts, was in den Facebookposts steht, wird hinterfragt. Herziherz auf voller Linie, die ganzen Messages schreien einem ins Gesicht, dass Kompetenz völlig unnötig ist.

Fast gleichzeitig taucht, ebenso fast aus dem Nichts, ein Auszubildender in der Wahlarena auf und konfrontiert Merkel mit dem Pflegenotstand. Die Karriere ist rasend. Fernsehen, Buch, Gesundheitsausschuss.

Beide Phänomene werden mit frenetischen Jubelrufen aus der Pflege begleitet. „Endlich sagt es mal einer!“. Auf meinem Schreibtisch entzünden sich zu dieser Zeit die Berichte von Menschen wie Sabine Bartolomeyczik, Elke Müller, Antje Grauhan, Monika Krohwinkel. Alles Frauen, die es schon lange gesagt hatten. Nämlich, dass die Pflege gegen die Wand fährt. Öffentlich, meist unter einem hohen Preis. Bartholomeyczik publizierte dereinst einen Artikel darüber, wie schwierig es in den 1970ern war, den Mund aufzumachen. Grauhan bezahlte ihre Idee, dass Pflege eigentlich Diplommediziner Pflege seien, mit einer Art Silencing. Sie war zu früh dran. „Endlich sagt es mal einer?“

Die öffentlichen Plätze werden von Männern dominiert, die, ähnlich wie die Boygroups früher, jeder einen anderen Typ repräsentieren. In einem Frauenberuf, der bis zu 90% weibliche Arbeitnehmerinnen hat. Die Herren haben eine Botschaft. Sie alle retten die Pflege. Der Ritter auf dem weißen Pferd ist da- Hosi-Anna quasi (Achtung, Kalauer!) Der eine, indem er eine Hood formiert, die einem Pflegehumor zujubelt, den meine Community als eklatanten Coolout Framen würde. Wer das nicht lustig findet, der wird mit misogynen Stories durch Instagram gejagt.

Der andere, ebenso aus dem Nebel plötzlich aufgetaucht, pampt Politiker an, wann immer sich ihm die Gelegenheit bietet. Nach meinem Geschmack wird hier eine fatale Botschaft transportiert. Nämlich die, dass Pflege nicht in der Lage ist, einen ordentlichen harten Diskurs in der Sache zu führen, ohne despektierlich zu werden. Wer das nicht lustig findet, oder sich nicht vertreten fühlt, der hat schnell ein Problem.

Der nächste brilliert durch misogyne Kommentare, die sich, als er Funktionär wird, auch mal ins Rassistische steigern. Aber alles nicht so schlimm, denn im Worst-Case gibt es noch Boygroup-Member Manager from the Block, der immer mal wieder aus der Reihe tanzt, die Choreografie nicht beherrscht, und in seinem Instagram-Hotelzimmer randaliert wie früher Rockbands nach der Aftershow-Party.

Alle haben eins gemeinsam: sie sind alle die Größten.

Die Frauen ziehen nach. Aus einer einstmals wahnsinnig eloquenten, ernstzunehmenden Aktivistin wird im Handumdrehen ein Pflegehumorvideos drehender Oleg Popow ohne tiefere Message. Die Menge johlt. Endlich sagts… nee..endlich hat man mal was zu lachen. Es folgen Frauen aus allen möglichen Interessengruppen. Tausende Fotos im immer gleichen Pflegeoberteil. Rührender Text. Herzchenherzchen… flache Botschaft. Likey, likey….

Pseudoindividualität hätte Adorno das genannt. Alle sehen gleich aus, aber natürlich ganz individuell auf Kulturkapitalismus ausgerichtet. Nurses Massengeschmack in blond, brünett und rot.

Die Rettung der Pflege hat einen harten Preis. In den Stories läuft erst die Pflegepolitik, dann kommt die Werbung in einer Frequenz, in der es den großen Sendern den Atem verschlagen hätte.

Ausgebrannt? Nimm doch Hanftropfen. Der Hund hat Durchfall? Nicht mit diesem Dosenfutter! Schmuck, Hautcreme, Eiweißdrinks. Von irgendwas muss man ja leben. Bei einem Drink, der verspricht, echte Nahrung zu sein, möchte ich mein Handy in die Ecke werfen. Die, so die Botschaft, braucht man, um den Dienst zu überstehen. Meiner Haltung nach braucht man dazu ne Vollkornstulle mit was drauf, n Apfel – und vor allem Zeit. Und nicht, mal eben in Sekunden einen Drink in sich reinzujubeln. Aber was weiß ich schon?

Es formieren sich Communities, die so agieren wie Hooligans bei Fußballspielen. Im Grunde geht es um Gruppenkohäsion, mein Star, meine Community, mein Block, Alter – und nicht um Pflege. Immer wieder ist zu erleben, wie sich die Gruppen in die Haare kriegen. Um Pflege geht es da schon lange nicht mehr, auch, wenn es tausendfach in den Kommentaren zu lesen ist: Danke, was DU alles für die Pflege tust! – Und ich denke mir dann, wo ist denn bitte der OUTPUT für die Kolleginnen da draußen? Es gibt ihn nicht, keine Verbesserungen.

Die Verbände kommen kaum hinter der Entwicklung her. Können sie auch nicht, denn sie sind teilweise wirklich mit politischer Arbeit beschäftigt. Undenkbar, dass Herr Wittmann vor seinem Gang ins Ministerium eine Story macht, einen Drink anpreist und noch ein Reel dreht. Undenkbar, dass Frau Vogler oder Frau Moll morgens mit der Kaffeetasse grüßen und Stories aus ihren Betten machen – und einen DBFK-Hoodie anbieten. Die Glaubwürdigkeit wäre dahin. Zurecht.

Doch Social Media ist mittlerweile so laut, dass die Arbeit der Verbände dahinter verblasst. Für „die Pflege“ sprechen mittlerweile jeweils die, die die meisten Follower haben. Der Flickenteppich Pflegevertretung hat Risse und Löcher im Land und die Vertretungen posten artigen Content, Kacheln.. die ungefähr so langweilig sind wie eine endoskopische Cholecystektomie oder ein Abdomen-Sono.

Die Einigkeit, die man sich für Pflege wünscht, – 1,7 Millionen Arbeitnehmer*innen sind kein Pappenstiel – sie zerfällt in Fanbases, die zwar keine Grautöne zwischen Schwarz und Weiß kennen, aber auch keine berufspolitischen Ziele. Man will sehen, um das Gefühl zu haben, gesehen zu werden.

Es wird paradox. Die Gewerkschaft wird als zu teuer bemängelt, das Einlösen des jeweiligen Rabattcodes – da hat man wenigstens was in der Hand. Es wird ungerecht, denn die 90%, die nicht organisiert sind, sie profitieren von denen, die organisiert und operativ ihre Tarivarbeit machen, weil sie in Tarifverträgen mitgemeint sind. Echte politische Arbeit ist langweilig – man will das nicht miterleben. Das sollen andere machen und überhaupt, die Stories flimmern so schön.

Likes gelten als Währung im Internet. Und sie sind für nicht wenige mehr als das. Sie sind Bestätigung. Das pure Dopamin. Wenn 4000 Leute mögen, was Du oberflächlich unter Deinen Beitrag gepostet hast, dann kannst Du nicht falsch liegen. Jeder ist der Größte. Es geht dabei nicht um Qualität sondern um LikeQuantität.

Die Pflege huldigt ihren Hühnergöttern wie Gurus, die bessere Zeiten versprechen. Und wenn es nur 15 Sekunden in einer Story sind.

Andere wollen das auch. Dafür wird jetzt alles vor die Kamera gezerrt, was nicht bei Drei auf dem Baum ist. Notfalls unfreiwillig. Die Likes müssen rein, die Followerschaft erhöht werden. Und wenn Du nichts eigenes zu bieten hast, dann zerrst Du jede Woche zwei vermeintliche Skandale vor die Linse, und feuerst mit einer frustrierten Gemeinde aus teilweise internetgewaltbereiten Follower Shitstorms gegen Frauen ab, die möglichst wenige Follower haben. Es sind IMMER Frauen! Es sind immer Kleinaccounts, die das Bauernopfer machen müssen. Das bringt Likes, die Empörung zu entladen. An die großen Accounts geht man dabei nicht. Denn das würde die Follower der anderen notfalls gegen einen selbst aufbringen. Und um dem Fass die Krone aufzusetzen, streamt man das, was man doch als widerwärtig ankreiden will, unter dem Deckmantel der Moral bei Youtube. Da verdient man gleich doppelt: einmal bei seinen Kooperationen und einmal bei Youtube.

Zu kritisieren ist das keinesfalls, denn sonst beschwert sich die Gemeinde darüber, dass das nicht LOYAL sei. Tatsächlich schreibt mich eine Influencerin an, warum man denn KRITIK übe. Ob sie was übersehe? Ich muss ein bisschen lachen und weil ich weiß, dass sie die Sphären des normalen berufspolitischen Denkens längst verlassen hat, wünsche ich ihr einen guten Tag und ein gutes Jahr. Gegen Ideologien diskutiere ich nicht.

Die Menge, durch die Kliniken hierarchisch geprägt, BRAUCHT einen Hühnergott. Einer soll vorturnen, soll sagen, was zu passieren hat. In der Realität rächt sich das. Denn die Menge will, dass der Hühnergott und die Hühnergöttin im Netz tanzt. Von selber aktiv werden war da nicht die Rede. So verpuffen Demonstrationen und Kundgebungen, weil man vergessen hat, dass das ohne Stream nicht mehr läuft.

Es gelten keine Gesetze mehr. Es gibt jetzt eine internetbasierte Eminenz, die per Akklamation und per Drücken auf LIKE bestimmt, was Ethik und Moral sei. Kann man sich schwer ausdenken, ist aber so. Als hätte sich eine irre Parallelwelt eröffnet, die für Recht und Gesetz nicht zugänglich sind. Eine Welt, in der Du alles darfst, notfalls auch Patienten missbrauchen. Für Deinen Content. Eine Welt, in der ihre Bewohner sich gar nicht mehr vorstellen können, dass man Patienten nicht missbrauchen darf und dass es Berufspolitik ohne Beruhigungstropfen, Hundefutter, Hautcremes und Eiweißshakes gibt.

Groß die Empörung, wenn einzelne sagen: Jetzt reicht es mal, Du sprichst nicht für mich mit! In einer Welt, in der alle die Stimme der Pflege sind und in der alle durcheinanderschreien gibt es keine Ordnung mehr. Es gibt aber jede Menge Populismus, Content, der nur sagt, was die Menge hören will und Zeug, das keiner braucht.

Was es nicht gibt? Berufspolitische Veränderungen. Aber das war ja auch nie geplant, denn die Pflege retten ist ein Geschäftsmodell geworden, ein Mikrolobbyismus zwischen Kooperation und Aktivismus, Voyeurismus und Exhibitionismus, der Maskendeal des kleinen Mannes… der dem noch kleineren Mann die Aussicht auf ein besseres Berufsleben im 15 Sekunden-Takt verkauft. Der Hühnergott hat gesprochen. Es kann nicht mehr lange dauern. Und wenn doch, ist keinesfalls der Hühnergott dran schuld und die Tatsache, dass er selbst politisch gar nichts verändern kann, weil das Wissen um Marketing nicht das selbe ist wie das Wissen um zu verändernde Strukturen.

Aber das interessiert schon lange keinen mehr.

Seit Twitternwierüddel habe ich eine Menge kluger Frauen kennengelernt, die sehr, sehr viel sagen. Aber sie haben keinen Rabattcode, sind nicht Hühnergötteranbetungswürdig und haben sich teilweise mit Ekel im Magen vom Zirkus zurückgezogen. Da habt Ihr was verpasst. Aber das macht nichts, bald sind weiße Wochen und wenn Ihr viel Glück habt, gibt es erst 20 % auf eine Gewürzmischung und dann kommt Ihr viel besser durch die Doppeldienste. Oder nicht. Aber das ist die Realität und wen interessiert die schon?

Pic: Ansgar Koreng. Wikicommons

Zeitarbeit verbieten? Ach, Herr Lauterbach, das ist doch Trash bei 1,3 Millionen unabgegoltener Überstunden!

24521. Das ist sie. Die Zahl, an der das Gesundheitssystem gerade, glaubt man Herrn Lauterbach, zugrunde geht. 24521 Menschen in der Pflege sind in der Zeitarbeit beschäftigt. Das sind gerade einmal 1,4 Prozent aller beruflich Pflegenden.

Sie, so Lauterbach schwächen das Gesundheitssystem, weil sie auf den Stationen nicht mehr als 24/7 unbezahlter Bereitschaftsdienst mit Effekten wie Anrufen im Frei, verfügbar sind.

1,4 Prozent aller Pflegekräfte also bringen das Gesundheitssystem zum Erliegen. Das halte ich für eine Steile These.

Die Gründe, in die Zeitarbeit zu gehen, sind bekannt. Nein, es liegt nicht nur am Geld. Es liegt daran, dass man seinen Dienstplan selbst bestimmt, dass einen niemals jemand im Frei anrufen wird, dass man sich erholen kann, mental frei hat. Und wenn es auf einer Station blöd läuft, die Kollegen einen so behandeln, wie man es aus Nurses hat their Young kennt, dann ruft man einfach an und sagt: Holt mich hier raus! Und dann holen sie einen da raus, denn man ist Goldstaub und den Goldstaub will man sich nicht verprellen lassen.

Das ist übrigens etwas, was Kliniken und Heime bis heute nicht verstanden haben: dass die Zeiten vorbei sind, wo man mit Pflegenden verfahren kann, wie man will. Die gehen dann einfach. Pflegedirektionen aller Orten kommen einfach nicht damit zurecht, dass Goldstaub behandelt werden muss wie Goldstaub und nicht wie Dreck. Und sie verstehen nicht, warum ihnen ihr Personal in Scharen davonläuft.

Daneben gibt es noch die Kollegen, die eine Nebentätigkeit in der Zeitarbeit haben. Sie arbeiten fest in einer Anstellung und nebenbei noch im Leasing. Warum? Die Gründe dafür sind vielschichtig. Zum einen mussten Kollegen sowieso immer aus dem Frei kommen. Schnell hat man begriffen, dass man diese Stunden aufgrund der Personalnot nie, nie wiederbekommt. Das ist ein gigantischer Kredit der Arbeitnehmer an die Arbeitgeber, der nie, nie nie zurückgezahlt wird. Doch das ist in der Debatte gar nicht Thema. Warum? Ich kenne Kolleginnen mit 1200 (!) Überstunden. Unabgegolten. 1,3 Millionen Überstunden hat allein die Altenpflege vor Corona geleistet. Einfach so.

Da ist es für den einen oder anderen logisch, sich irgendwo anstellen zu lassen und dann im Frei zu arbeiten, nebenbei. Da bekommt man dafür wenigstens noch Geld. Bevor es verboten wurde, arbeiteten so sogar Leasingkräfte auf ihren eigenen Stationen – und bekamen das erstmalig bezahlt. „Geld oder Zeit?“ war die Frage der Stationsleitungen, wenn man einspringen musste. Und weil klar war, dass man die Zeit nie wiederbekommt, ließ man sich über eine Zeitarbeit buchen. Das wurde schnell verboten.

Darüber redet man nicht, wenn man sagt, Leasingkräfte schwächten das System. Leasingkräfte haben einfach die, aus politischer Sicht, unvergleichliche Frechheit, nicht mehr für Gotteslohn zu arbeiten, nicht für emotionale Erpressung – sondern einfach, wie jeder andere Arbeitnehmer, für GELD.

Zeitarbeit ist Belohnung. Mit dem damit erwirtschafteten Geld leisten sich Pflegekräfte oft das, was ihnen mit dem normalen Gehalt unmöglich ist. Den Urlaub, den sie so dringend nötig haben, damit sie nicht im Burnout landen, das Studium, das sie mit 400 Euro pro Monat selbst finanzieren müssen, die Kinderbetreuung, die zusätzlich nötig ist und – auch das ist Fakt – das ganz normale Leben, das ihnen bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage um die Ohren fliegt.

Vielleicht ist das Traurigste an diesem Zeitarbeits-Bashing, dass es von einer Arbeiterpartei kommt. Aber das nur am Rande.

Viel interessanter ist: wenn 1,4 Prozent aller Pflegenden den Gesundheitsminister zum Handeln zwingen können, was können dann 90%? Was könnte eine Geschlossenheit der Pflegenden an politischem Impact entwickeln? Ich mag es mir gar nicht vorstellen.

Gestern hat mich jemand auf Twitter gefragt, was PPR sind. Und ich verstehe, dass ein Teil der Pflege sich für politische Möglichkeiten nicht interessiert. Sollen die anderen machen. Irgendwer „da oben“. Da wundert es nicht, dass man vermeint, es mit dieser Berufsgruppe bunt treiben zu können. Wo die IG Metall schon auf der Palme wäre, ist an Gegenwehr aus der Berufsgruppe Pflege schlicht nichts zu erwarten. Die sind nämlich damit beschäftigt, ihren Hühnergöttern im Internet zu huldigen. Und das ist berechenbar, darauf kann man setzen.

Nein, die Leasingkräfte werden nicht wiederkommen. Die verdienen im Zweifel im Supermarkt an der Kasse ungelernt gar nicht viel weniger. Wozu dann in die krankmachenden Bedingungen zurückgehen?

Ich hab nie verstanden, warum wir das System nicht gründlich reformieren und Beleg-Nurses einführen. Wer echte Pflege möchte und nicht das Abgearbeitet auf der Stationswaschstraße, kann sich eine Pflegefachfrau-mann buchen und sich von denen versorgen lassen. Klingt irre? In der Medizin ist das Gang und Gebe.

Privatpflege is the key. Aber dann würden Pflegekräfte ja verdienen und endlich arbeiten können. Der Normalverbraucher würde endlich verstehen, was ihm entgeht. Und deshalb bleibt auch da der Deckel drauf. Leasingkräfte werden lieber aus den Nischen, die sie sich selbst geschaffen haben, gekärchert. Dabei sagte man noch vor 5 Jahren, der Markt regele das. Nun hatte der Markt geregelt. Zum Erstaunen derer, die geglaubt haben, man meinte damit die Kliniken…

Das also ist das neue Sozialdemokratie. Ich bin erstaunt.

Maskenverbrennungen idiotisch finden? „Du bist ja psychisch krank!“

In den letzten Wochen steigern sich die auf Instagram und Tiktok veröffentlichten Videos von Pflege ins Unerträgliche. Patienten werden heimlich gefilmt, Heime verbrennen auf Social Media zeremoniell Masken, denn „jetzt beginnt die Freiheit!“.

Bürger nehmen das entsetzt zur Kenntnis und fragen nicht ganz unberechtigt nach ihrer Sicherheit und der Fachkompetenz Pflegender

Zeitgleich dominieren männliche Accounts das Influencer-Geschäft der Pflege. Und denen wird schnell klar, dass einige (Frauen) das Verbrennen von Masken idiotisch finden. Es folgt auf Seiten der Pflege ein Schwurbelschwall über Mikroplastiklobby/ Impfsterben und allem, was man sich so erträumen kann. Wer das unerträglich findet, befinden die Herren, mit dem stimmt was nicht. Ein Shitstorm muss her! Und der kam. 48 Stunden reine Testosteronausschüttung von Selbstdarstellern.

Die Idee! Wer das heimliche Filmen von Patienten und Kindern und das Verbrennen von Masken infrage stellt, der ist schuld am Pflegenotstand! Kann man sich nicht ausdenken, ist aber tatsächlich deren Meinung! Und diese kontrafaktischen Ergüsse einer erzwungenen Loyalität zu Schwachsinn schütten die ihren zigtausend Followern auf die Linse!

Fachlich wird überhaupt nicht verstanden, worum es geht, was der Bürger denkt und wie das rüberkommt. Unter dem Label „Haben wir keine anderen Sorgen?“ will man Narrenfreiheit erzwingen.

Ich lerne aber auch: Kammerfunktionäre verticken als Influencer zeitgleich Hautcreme an berufspolitisch interessiere Kollegen, was mich ziemlich abtörnt. Olaf Scholz vertickt ja auch kein Rasierwasser. Aber was weiß ich schon, wer bundespolitisch was vertickt und wie?

Vielleicht kommen die Leute aber auch einfach nicht in die Pflege, weil solche Szenen öffentlich zu sehen sind: Stell Dir vor, Du musst dein lebensbedrohlich erkranktes Baby auf der Intensiv lassen. Und ohne Dein Wissen landet es für Werbung im Netz. Nachts, wo Du dem Team vertraust. Halbherzig mit nem Smilie versehen, damit Du nichts nachweisen kannst. Persönlichkeitsrecht Kind? Egal!

Kinder gehören nicht ins Netz! Schon gar nicht, wenn es nicht Deine eigenen sind!

Der Einrichtungsleiter, der im Grunde den ganzen Mist angequirlt hat, weil er Videos, die heimlich aufgenommen werden, nicht so schlimm findet (!!!!! WTF??), befindet, wer die Videos schlimm findet, ihm gar widerspricht, der ist psychisch krank! Unnötig zu sagen, dass er damit eine Frau meint. Frauen, die nicht hören, die haben ja im misogynen Strategiespiel immer eine Kreismeise. Nein, misogyn kann er nicht sein, er hat ja schließlich eine Frau, sagt er. 🤡

Wtf??

Nie geht irgendwas ohne Bodyshaming! Mittlerweile wird das Ganze geframed zu „sie hasst Altenpflege“. Es folgen Aufforderungen zum Selbstmord, Morddrohungen und das ganze Repertoire. Witzig. Der Typ wird gerade Pflegepädagoge und vertickt nebenbei Versicherungen. Der bildet so demnächst Frauen aus. Scheiss auf Gewalt! Die haben zu hören!

Empörung bringt Follower.

Tonepolicing und Whataboutism folgen in Massen! Der am wohl heimlich gedrehten Video von Patienten bescheinigt mir Charakterlosigkeit und dass ich keine Werte habe. Klingt absurd? Ist es auch!

Und es wird dann natürlich Zeit für ein Statement. Alles ist fies. Er hat zwar gerade einem Wutbürger Kanal ein Interview gegeben und rotzt misogynen Dreck ins Netz, aber alles ist voll gemein!

Jetzt haben sie es mir mal so richtig gegeben! 🤡

An dem Abend muss was im Trinkwasser gewesen sein. Wahrscheinlich Größenwahntropfen. Denn abseits der Szene hält man sich, weil man zur Volksbelustigung mal in einer Talkshow saß, für „in Berlin bekannt“. Ich muss da immer an Lagerfeld denken. „Klum? Kenne ich nicht. In Paris kennt sie niemand“

So. Das sind alles Männer! Teilweise in leitender Position, teilweise an der Ausbildung des Nachwuchses beteiligt.

Falls sich jemand fragt, warum die halbe Republik mittlerweile wieder über Pflege lacht: ich hätte da eine Theorie!

Edit!

Mittlerweile wurden aus einer DM Satzfetzen zu einem neuen Video geschnitten.

Und natürlich (das darf bei keiner ordentlichen Hexenverbrennung fehlen… würzen ordentliche Lügen das Gericht.

CN! Fragile Männlichkeit! Der arme Mann musste mich blockieren 😱

Hier die wüste Beschimpfung

Ricardo Lange (lange nix gehört) ist endlich auch dabei!

Echte Helden! Kauft mehr Erdnussbutter und CBD Tropfen

Alte und Kranke quälen und vorführen für Likes. Jeden kann es treffen

Haben Sie auch einen Verwandten im Pflegeheim, für das Sie jeden Monat viel, viel Geld bezahlen und sich ärgern, dass trotzdem die Versorgung nicht immer gewährleistet ist? Ja, Pflegenotstand ist übel, aber der ist jetzt noch Ihre geringste Sorge: Denn während wir hier plaudern, gehen Hunderte Videos online, in denen Alte und Kranke übel behandelt werden. Das soll lustig sein, so die Pflegeszene, und überhaupt: wir können die alle mal.

Nicht ganz 1, 5 Jahre ist es her, da warnte ich vor Pflegevideos auf TikTok. Dort wurden, und das ganz offiziell, Gewaltszenen an Patienten imitiert, zu gewaltvollen Songs mit Behandlungen gedroht, Schäferhunden Pillen verabreicht und davon geträumt, die einmal so den Patienten in die Schnauze schubsen zu können, wie einem Hund. Ekelhaft.

Der Befund kam rasch. Das Problem war ich. Ich habe nämlich überhaupt keinen Humor und kann das alles nicht mehr richtig einschätzen. Ich warnte, es dauere im Netz gar nicht lange, dann brauche es eine neue Steigerungsform – und die sei der Patient selbst. Kaum hatte ich das geschrieben, wurden auch schon zwei Pflegekräfte verurteilt. Die hatten eine Frau mit Demenz sexuell gequält und das Ganze gefilmt. Weil das so lustig ist, sagten sie. Und seitdem geht es rund im Netz – und keinen interessiert es.

Der neueste heiße Scheiß ist, einfach heimlich bei der Versorgung eine Kamera mitlaufen lassen, ohne, dass der Patient es weiß. Besonders „funny“ ist das angeblich, wenn der Patient nicht Herr seiner Sinne ist, also dementiell erkrankt ist oder anderweitig mental Sorgen hat. Es gilt als lustig. Tragisch ist, dass die Menschen meist nichtmal mitbekommen, was da geschieht, dass sie vorgeführt werden, dass sie sich nicht wehren können – und die gesetzlichen Betreuer sind meist genauso überlastet, wie das System. Wo kein Kläger, da kein Richter. Dementiell Erkrankte werden so zum Freiwild.

Doch wofür eigentlich? Likes sind Wertschätzung und Zustimmung. Je mehr Follower man hat, desto einfacher kann man lukrative Werbeaufträge an Land ziehen. Konkret bedeutet das: je krasser der Content, je fieser und abartiger, desto mehr Follower. Desto besser das Geschäft.

Heime und andere Einrichtungen nehmen das Problem nicht ernst. es interessiert sie einfach nicht.

Auch total beliebt: nicht mehr arbeiten, sondern eine Liveschaltung aus dem Dienst machen. Da kann man schonmal dementiell erkrankte Menschen um Hilfe rufen hören. Aber die rufen halt umsonst und man macht sich über die Hilfslosen noch lustig. „Die demente Wilma, ey, die schreit den ganzen Tag.“ Auf Konsequenzen angesprochen, sagt man ganz offen: „Yalla, sollen die mich doch kündigen, mir doch egal!“ Ja, das kann Pflegenotstand leisten, man muss jeden Mitarbeiter halten, mag der auch unterlassene Hilfeleistung filmen, oder die Privatsphäre preisgeben, es ist einfach alles scheißegal. Der Rubel rollt.

Statt seine Arbeit zu machen, kann man auch einfach die Dienstkleidung als Verkleidung nutzen. Und sich vollends selbst zum Sepp machen. DAs ist noch die harmloseste Variante. Da verletzt man, neben dem Berufsbild, wenigstens nur sich selbst.

Bloggerschwester ist nicht der Creator, sie prangert das lediglich an!

Warum da keiner was macht?

Das ist ganz einfach. Die Szene hält das für Humor. Wer etwas dagegen sagt, der ist ein Arsch. Wer auf Ethik besteht, der „gönnt nicht“.

Extra viel Humor, das ist, wenn man imitiert, wie man nach Alten tritt oder sie ersticken oder sonst einen Fehler macht. Das ist lustig.

Die Player, die so agieren, haben viele Follower, so scheint es, deshalb legt man sich mit ihnen nicht an.

Witziger Funfact: Die meisten der Follower sind gekauft, also Fakeprofile, was sich einfach mit Social Blade überprüfen lässt. Man tut also nur so, als wäre man total Social Media mächtig und vermeint, man könne sich alles erlauben.

Andererseits ist es natürlich IN, auf der richtigen Seite zu sein. Also gibt es Accounts, die einen dermaßen gequirlten Dreck raushauen, dass es einem die Schuhe auszieht, die kritische Frauen misogyn beschimpfen und dann kleine Kinder aus ihren Intensivbettchen nehmen, und schwupp, ab ins Internet mit ihnen.

Niemand und nichts ist sicher. Keine Privatsphäre, keine Handlung, kein Gesicht.

Und hinter der vermeintlichen Anonymität geht die Kaskade weiter. Es muss laufend neu und krasser produziert werden, sonst schafft man es nicht in den Pflegeinfluencerhimmel.

Tragisch: Presse und die Politik juckt das wenig bis gar nicht.

In deren Welten ist Pflege immer nett und lieb. Für Angela Merkel war das Internet noch Neuland. Dass im Neuland der menschenverachtendste Mist mit Hilfslosen und Wehrlosen abgeht, das ist denen völlig egal.

Iris Klein hat man bei Instagram und TikTok gerade noch auf dem Schirm. Dass es allerdings bereits eine Subkultur dort gibt, wo eh niemand hinschaut, nämlich hinter den Klinikmauern, die eh alles unsichtbar machen, das will man nicht wahrhaben.

Coolout und Burnout sind die Regel in dem Beruf, der angeblich immer Zeitnot hat aber nie zu wenig Zeit, um noch ein Reel zur drehen, heimlich eine Kamera aufzustellen, Patientendaten in die Kamera zu halten und NICHt zu arbeiten.

Teilweise rohe und durch den Beruf geschädigte Gestalten also vergnügen sich auf nicht minder rohe und drastische Weise mit denen, die sich in deren Obhut wähnen.

Und das Üble: im Schlimmsten Fall bekommen die Content-Creators dafür noch richtig Geld.

Um auch daheim nicht auf den Dreh zu verzichten, wird schonmal die versiffte Dienstkleidung mitgenommen. Obwohl man weiß, dass im Jahr 10k Menschen ihr Leben durch Personalnot bei unzureichender Händedesinfektion verlieren: Das Smartphone darf an keiner Ecke fehlen. Wie viele Keime da hin- und herumschleppt werden, interessiert dabei ebensowenig.

Und dafür zahlt der, der so derbe vorgeführt und misshandelt wird, auch noch tausende Euro im Monat.

Gute Besserung.

Pflege – ausgelutscht, zur Wahl egal

Meine Stadt hat gewählt. Schon wieder. Den Schlamassel hat uns die Partei Die Partei eingebrockt, und selbst die haben nicht richtig mitbekommen, dass Wahlkampf ist. Entsprechend langweilig war die Wahl – so ohne Plakate.

Plakate und Wahlkampf sind eigentlich das Spannendste zur Wahl. Und ich erinnere mich noch gut an die Bundestagswahl vor 1,5 Jahren. Was HABEN sie uns nicht alles versprochen. „Gute Pflege“ versprach die SPD (und ich hab das fürs Buch gleich aufgeschrieben, weil es so witzig ist – kein Mensch weiß, was die drunter verstehen, aber einfach mal was aufs Plakat schreiben.)

Normalerweise ist Wahlkampf Hochzeit für Influenzier und Co. Kaum einer, der nicht für irgendwas angefragt wird, weil Pflege plötzlich so wahnsinnig wichtig ist. Aber dieses Jahr nicht.

Kein Anruf.

Kein Videodreh.

Nichtmal die parteiinternen Pflegefluencer wurden parteiintern angefragt für ein klitzekleines Statement. Die Seite der Pflegetaskforce setzt Spinnweben an.

Franziska Giffey hat NICHT betont, wie wichtig gute Pflege ist und auch die Grünen kamen nicht mit einem neuen absurden Papier um die Ecke. Sogar Frau Moll hat man nicht vom Rottweilerstreicheln und Gummihuhnköpfen abkommandiert, um ein winziges Sätzchen unter der kecken Dauerwelle zu sagen. Langweilig.

Und wisst Ihr, was das Tolles bedeutet?

Wir sind den Leuten und den Abgeordneten schnurzpiepegal.

Nix mehr mit Heldentum, auch nicht wichtig. So egal, dass man nicht mal mehr Bock hat, uns zu instrumentalisieren.

Lindner, für den Carearbeit ja jagen, fischen, imkern ist, schert sich sowieso nicht um das Sozialthema, und war ja auch beschäftigt, 400 Meter Radweg so richtig zu bekämpfen.

Die einzigen, die das Thema noch bearbeiteten, waren die Leute von der Tierschutzpartei. Dass wir jetzt eingeordnet werden zwischen Schweinefleischhälften, kommt der Sache mit der Massenabfertigung in Kliniken und Altenheimen zwar recht nahe, aber ich würde mich jetzt weit aus dem Pollenhöschen lehnen, wenn ich glaubte, die wüssten, wovon die da reden.

Meine Damen und Herren: ausgelutscht, sagt man. Das Thema ist AUSGELUTSCHT. Es interessiert kein Schwein und nichtmal die Schweinehälfte.

Ich könnte mich jetzt darüber aufregen, aber im Grunde weiß ich, dass das die Wahrheit ist. Sie ist genauso wahr wie in den Jahren, als sie wichtig war, aber nun ist es immerhin offiziell.

Vielleicht bin ich etwas neidisch. In Spanien sind Hunderttausende Bürger auf der Straße, in Deutschland fotografieren unzufriedene AOK-Patienten wieder ihr Essen und jammern in 5 Jahren, wenn ein Drittel der heute schon zu wenigen Pflegenden in Rente sind, dass sie keiner pflegt.

Derweil hat Lauti beschlossen, doch mal irgendwas mit der Würdekampagne zu veranstalten. Das ist auch geil, weil Würde gar nicht richtig definiert ist. Da kann er einfach was mit machen und zack- Würde.

Apropos Würde. Ich hörte läuten, die Grünen hätten meinen „Würde= Konjunktiv“ Wahlslogan gemopst. Aus war es mit meiner Würde. Ganz ohne Konjunktiv. Aber bald gehts wieder los mit Wahlen.

Dann gibts auch wieder Wahlplakate. Das wird schön.

Solange kommen weiterhin keine Kolleg*innen aus dem Ausland, weil keiner Bock auf das Hinterwäldlertum Pflege hier hat, und wir dürfen gespannt sein, was diesmal draufstehen wird.

Morgen ist Valentinstag. Der vielleicht einzige Tag, an dem Herziherz wirklich wichtig ist.

Am Donnerstag ist Karneval. Die Kliniken bei Köln streiken ab Mittwoch.

Das bedeutet, die Süddeutsche wird bald wieder Artikel darüber schreiben, wie böse streikende Pflegekräfte sind.

Ausgerechnet Karneval. Man will doch auch mal Spaß haben.

Irgendwo zirpt eine Grille. Berlin hat (wahrscheinlich) eine neue Regierung. Ändern wird das nix. Es ist ausgelutscht.

Das muss echt ziemlich klasse sein, mit ner Abgeordnetendiät so viel zu verdienen, dass Dir Preise für Pflegedienste einfach völlig egal sein können. So egal, dass Dich das drängende Problem der Generationen einfach nicht interessieren muss.

Ausgelutscht. Das sind auch Pflegende. Pflegende, die keine Kraft und keine Ressourcen mehr haben. Die ersten starken Stimmen haben nun auch die Pflege verlassen. Ich hörte läuten, dass Nina Böhmer nun im Personalrecruiting arbeitet. Nur ich Seppi sitz hier noch, und glaube nach wie vor, dass das Thema wichtig ist.

Manchmal frage ich mich, ob DIE recht haben. Vielleicht müssen wir lernen, die Situation weitere 100 Jahre zu akzeptieren.

Oh Du Schreckliche! Ein Rant auf Betriebsweihnachtsfeiern!

Zehn Jahre blieb ich verschont aber in diesem Jahr war es soweit. Mein Chef, sozial und auch sonst mega intelligent, sagte, dass wir die Weihnachtsfeier organisieren müssten. Mir lief es eiskalt den Rücken runter und ich fragte mich in einem ersten Impuls, was wir ihm getan hätten? Was würde geschehen? Würden wir, nach einem langen Tag, im Gemeinschaftsraum Kekse knabbern, während aus dem Radio Weihnachtslieder liefen? Würden wir die Bibliothek putzen? Ich stellte fest, dass ich nachhaltig traumatisiert bin von Weihnachtsfeiern und Teambuildingmaßnahmen aller Arten. Das kam so.

Mein erster Einsatz ever fand auf der Geriatrie statt. Auch dort wurde Weihnachten gefeiert. Mit den Bewohnern. Natürlich fand die Party am freien Tag der Schüler (!!) statt, die dann anzutanzen hatten. Das fand ich nicht fair, immerhin hatte ich nicht nur frei, sondern auch Familie. Naja, was solls und was tut man nicht alles für gute Noten? Wir karrten also alle, wirklich alle, auf den Gang, auf dem ein riesiges Tischensemble aufgebaut war. Dann saßen abwechselnd ein Bewohner und je einer „irgendwas mit Pflege“ nebeneinander, und wir sangen gruselige Weihnachtslieder. Der Kartoffelsalat war von der Öse selbstgemacht. Mit fetter Mayonnaise. Als das ungewohnt fette Essen seine Wirkung entfaltete und mir meine Tischnachbarin den Salat gleich auf meinen Teller mitkotzte, flog auch ihr Gebiss in hohem Bogen mit auf meinen lieblosen Pappteller. Mit der Weihnachtsstimmung war es dann endgültig Essig. Gottseidank hatte ich schon vorher keine gehabt.

Weihnachtsbäume gab es damals auf jeder Abteilung und jeder Station. Sie zu schmücken war Schülerinnenaufgabe. Natürlich in Überstunden, die nicht aufgeschrieben werden durften. Zwischendurch wurde man eifrig ausgeborgt. Bis zum 23. 12. hatte jede von uns also mindestens 10 Jubelfichten mit alten und wirklich hässlichen Glaskugeln aller Sorten behangen und Kilometer an Lichterketten entheddert. „Is das nicht wunderbar?“ Am Arsch die Waldfee! Ich konnte keine Tannen mehr sehen!

1989! Ich hatte mich endlich in die ZNA hochgearbeitet und war Schülerin. Wir waren viele Schüler dort. Ursel verstand das Weihnachtsfeiern und organisierte es. Es gab kein Entkommen. Wir hatten einen Restaurantplatz in einem wirklich üblem Einkaufszentrum, weil das nah an der Klinik war. (Seit damals habe ich das Clou in Reinickendorf aus Protest nicht mehr betreten). Und Ursel wusste, WANN man zu feiern hatte. Um genau 20:30! Warum? Weil dann die Nachtdienste noch mitessen konnten und die Späteste dazukommen konnten. Vier endlose Stunden! Damit das alles klappte, wurden wir Schüler in die Zwischendienste gesteckt. Eine geballte Ladung Schüler – sicher 6. Nicht etwa in die Zwischendienste bis 20:00 – ohne Nein! In die 10:00-18:00. Warum? Naja, um 18:00 lohnte das Heimfahren nicht mehr und so verfügte Ursel, dass wir in unserer Freizeit bis 20:00 die Medikamentenschränke putzen dürften! Dafür wurden wir dann auch in die Pizzeria gefahren und bekamen – Jauchzet! Frohlocket! – eine Pizza. Jeder eine eigene sogar. Ich glaube, so billig hat das Virchow nie wieder seine Schränke geputzt bekommen.

Die Zeiten wurden nach der Wende schlechter. Es kam die Privatisierung und aus war es mit schicken Restaurantbesuchen in Billigpizzerien. Juchu! Stattdessen war nun feiern im Gemeinschaftsraum in. Dort saßen wir alle geballt und geballt gelangweilt vor dem selben Kaffee wie am Morgen und knabberten mitgebrachte Spekulatius. Die Patienten freute es und sie störten uns eifrig. Man ahnt es. Alle am Kaffeetrinken, alle sitzen rum, warum nölen die eigentlich, dass sie Zuwenig seien? WEIL AUCH DAS MEINE FREIZEIT WAR, über die irgendein Wesen einfach verfügt hatte.

Mein eigener ZNA Chef feierte nicht. Genau aus diesem Grund. Zudem war er Weihnachtshasser. Aber in der Nikolausnacht lief er zur Höchstform auf. Unsere Umkleide war wie jede Umkleide. Chaotisch, Schuhe lagen überall rum und jeder von uns hatte mehrere Paare, die er irgendwann man wegwerfen würde. Während wir also ackerten wie besessen, weil die Hütte krachend voll war, schlich er, ohne, dass wir es wussten, durch die Abteilung. Als wir am Morgen abgelöst wurden, war große Verwunderung beim Frühdienst, der mit kleinen Nikoläusen und Päckchen aus der Umkleide kam. Ob wir das waren? Wir wussten nicht, wovon die redeten. Tatsächlich hatte jede von uns eine handgeschriebene Karte in ihren EIGENEN Schuhen (ein Wunder, wie er rausgefunden hatte, welcher Schuh zu wem gehörte, wir waren über 50 Leute!!) und einen Nikolaus und eine Kleinigkeit: Weihnachtssocken oder ein kleines Buch oder ne Haarpackung oder sonstwas. ❤ Ich erinnere mich so gut dran, denn es war mein verflixtes Scheidungsjahr und es sollte das einzige Geschenk in diesem Jahr für mich bleiben.

Das UKB schenkte uns riesige Weihnachtspäckchen mit Delikatessen, Großzügig War aber Geldwerte Zuwendung und wir mussten das Luxuszeug teuer versteuern. Das führte dazu, dass wir im knappen Januar noch weniger Geld als sonst hatten – dafür aber Kekse und Paté.

Auf Instagram laufen derzeit viele Bilder von Weihnachtsfeiern. Völlig fertige Menschen sitzen im Gemeinschaftsraum um trockene Kekse herum. Oh Du Fröhliche! Menschen, die durch die Krise dauernd einspringen. Menschen, die eigentlich oft viel lieber daheim wären – endlich – um dafür zu sorgen, dass es auch bei ihnen endlich weihnachtlich wird. Weihnachtsfeiern sind mittlerweile oft Teambuildingmaßnahmen. Das Team soll zusammenkommen. Dafür backt es oft noch selbst, putzt den Gemeinschaftsraum und sitzt dann völlig fertig vor den Keksen. Ich weiß nicht, welcher Grinch sich das als Wertschätzung ausgedacht hat. Vielleicht gibt es sogar Menschen, die das toll finden. Ich gehöre nicht dazu. Weihnachten ist das Fest der Liebe und wen ich liebe und für wen ich Plätzchen backe oder kaufe, das entscheide ich wenigstens zu Weihnachten selbst oder ich werde zum Grinch.

Am Schlimmsten waren die Tage, an denen die Chefetage Weihnachten feierte (Ärzte/Verwaltung) und wir das nur merkten, weil wir am späten Abend halbe belegte Brötchen, die ihre beste Zeit schon seit Stunden hinter sich hatten, deren Wurstränder sich wellten und deren Petersilie so trocken war wie unser Humor, von fremden Leuten auf unsere Abteilung geschleppt wurden. Das sei doch nett. Ja, sichi, Chefarzt Michi, voll nett, aus der Lieblingsabteilung den Schweineeimer der eigenen Party zu machen und sich das Aufräumen zu sparen, indem man die großzügige Essensspende aus der Hölle bei den Armen (Nurses) entsorgt. Nie waren Macht und Arroganz so nah beieinander.

Ich bin versöhnt mit allem. Wir haben weder die Bibliothek geputzt noch in der Bib gesessen. Unser Chef führte uns aus zum besten Restaurant der Stadt und lud uns ein, in dem Gourmettempel hemmungslos ein phantastisches Essen und guten Wein zu genießen. Wir fühlten uns wie die König*innen. Wir schlenderten über den Weihnachtsmarkt, schlurften Glühwein und Kakao. Niemand zwang uns zum Singen, niemand wollte eine Gratisleistung von uns. Wir haben einfach so gefeiert. Und er hat sich damit einfach so bei uns bedankt. Einfach so. Weil Weihnachten ist.

Ich wünsche Euch, dass Ihr mit Euren Teams zusammensein könnt, wenn ihr das wollt. Und ich wünsche Euch, dieses ritualhafte Keksessen im Gemeinschaftsraum absagen zu können, wenn Ihr das wolltet. Ihr werdet noch oft in Heimen und Kliniken Weihnachten feiern. Und zwar dann, wenn Ihr alt und krank seid. Geht, genießt Euer Leben! Und esst diese Brötchenspenden nicht.

70 % weniger Weihnachtsgeld für Pflege – oder Sana is not coming to town

Wir hätten alle auf das alte Weihnachtslied hören sollen. You better watch out, you better not cry. Sana zahlt dieses Jahr 70 % weniger Weihnachtsgeld. (https://www.rpr1.de/nachrichten/westerwald-eifel-rheinland/klinikum-mittelrhein-zahlt-weniger-weihnachtsgeld)

Die Inflation ist schuld. Letztes Jahr haben sie nur 67, 1 Millionen (!!!) Euro Gewinn gemacht, man sieht die Aktionäre förmlich mit rotgefrorenen Näschen im lichten Leinenkleid und klammen Händchen Zündhölzer auf dem Weihnachtsmarkt verkaufen, damit sie sich den Sprit für den Bugatti leisten können. Wer wird da von der Pflege noch Weihnachtsgeld erwarten, wie kann man so roh sein? (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/191800/umfrage/gewinn-der-sana-klinken-ag/)

Wie so egoistisch? Die armen Patienten brauchen einen doch! Moment, am Energiepreis kann es nicht liegen. 8 MILLIARDEN Euro stehen von Lauterbach, finanziert über Steuergelder bereit, um die armen Kliniken zu entlasten. Die zahlt natürlich auch die Pflege. Das ist n bisschen irrwitzig. 1, 7 Millionen Pflegende zahlen demnach ihren eigenen Arbeitgebern einen Rettungstopf, damit der sie besser ausbeuten kann. Klingt irre? Isses auch!

Von Energiesparen hört man wenig. Im Altenheim brennen Licht und Heizung, die Kühlschranktemperatur wird überwacht wie eh und je. Der, der die Energie verbraucht (weshalb die Verbraucher heißen) zahlen die Energiekosten demnach nicht so echt in voll. Zu gerne würde ich wissen, wie man das auf den einzelnen Bewohner und Patienten umlegt, oder ob aus dem Topf Pflege auch den Patienten jetzt den Strom zahlt? Infos bitte in die Kommis.

Diese Gesellschaft beutet Pflege aus, wie es ihr gerade passt. Gerade zu den Stoßzeiten Weihnachten, die man eigentlich nur aushält, weil früher das 13, Monatsgehalt Weihnachten, die Januarrechnung und den Sommerurlaub finanzierte, gehören zu den Übelsten der ganzen Saison. Wer kann, schiebt Omi in die Klinik ab, Grippe bricht aus, wer kann, verlegt in Kliniken, Kliniken, die können, verturfen Patienten in Heime. Dazu noch Corona. Seit 3 Jahren verarscht man. Pflege, wo man. kann. Entlastung? Hier irgendwas mit „nie mehr Nachtdienst machen“ einsetzen..lol.

Wie man. für alles Geld übrighaben kann aber nicht für das mickrige Weihnachtsgeld der Geringverdiener, verstehe ich nicht.

Stattdessen bald wieder jede Menge moralische Erpressung. Die armen Patienten und so. Während die Pflege vom mickrigen Gehalt Strom und Heizung zahlen soll und nicht weiß, wie, während sogar Gutverdiener über die Lebensmittelpreise stöhnen, zwackt man an denen, die nix haben, das Bisschen, was sie haben könnten, noch ab.

Und es stört auch keinen.

67, 1 Millionen.

8 Milliarden.

Aber keine Puseratze, um das bisschen Geld zu zahlen.

Was Ketten wie Sana nicht verstehen: Ihnen geht es schlecht, weil sie seit Jahren ihre Pflege behandeln wie den letzten Mist. Kein Wunder, dass da keiner arbeiten will.

Immerhin, ein Gutes hat es. Musste man früher sein Weihnachtsgeld zurückzahlen, wenn man vor dem Halbjahr kündigte, bleibt einem die Rückzahlung nun erspart, denn es gab ja kein Weihnachtsgeld.

Nie war kündigen so einfach.

Lindner geht fischen, oder warum es falsch ist, Sozialpolitik von Männern gestalten zu lassen, die unter Carearbeit Selfcare verstehen

Wir haben eine Carekrise. Die haben wir nicht seit gestern sondern schon seit vielen Jahrzehnten. Care, das ist Sorgearbeit, haushaltsnahe Arbeit und bis um die 1970er herum sollte sie von Frauen erledigt werden – während der Mann Karriere machte. Das war natürlich prima für die Männer, die sich um ihr eigenes Leben so gar nicht kümmern mussten.

Aus der Verberuflichung der Sorgearbeit gingen letzten Endes die Sozialberufe hervor. ErzieherInnen, LehrerInnen, Pflegefachpersonen, Altenpflege, Raumpflegerinnen…, also all das, was substituieren sollte, dass Frauen ab den 70ern selbst Karriere machten. Noch heute können Männer nichts mit Carearbeit anfangen. Almut Schnerring, die ein Buch über Equalcare geschrieben hat, konstatiert, dass Männer augenscheinlich zu starken, selbstständigen Kerlen erzogen würden. Der traurige Fakt ist aber, dass sie bis heute nicht lernen, wie man einen Geschirrspüler ausräumt, Wäsche macht, kocht, putzt. Ihre Unfähigkeit, für sich und oder gar andere zu sorgen, müssen sie kompensieren, indem sie Sorgearbeit bei ihren eigenen Partnern einkaufen, sie ihnen überlassen. Nicht selten arbeitet die Frau deshalb halbtags, hat Einkommenseinbußen, während der ganze Kerl, der keine Ahnung hat, wie man ein Hemd bügelt, sich für einen tollen Hecht hält. All das Organisieren, den mental load, er hat ihn nicht, er überlässt ihn oft der Frau. Feminismus hin oder her, noch heute machen Frauen weit mehr als die Hälfte der Sorgearbeit, während Jennifer Lopez „Ain’t your Mama“ im Radio singt wie Johanna von Koczian früher „Das bisschen Haushalt“.

Männer haben also von Sorgearbeit keine Ahnung. So wenig Ahnung, dass sie nicht zwischen Care und Nursing unterschieden können. „Pflege kann jeder“, sagte einst Norbert Blüm, wohl im festen Glauben daran, dass Pflege irgendwas mit Waschen sei und da Generationen Frauen ja ihre Eltern gepflegt hatten, war seine Schlussfolgerung: das kann jeder. Ich habe es immer bedauert, und das bei aller Empathie, dass ihn nie wer befragt hat, ob er das noch immer so gesehen hat, als er tetraplegisch auf Profis angewiesen war. Es wäre seine Chance gewesen, die Sicht auch Nursing zu verändern. Seinen Satz glaubt heute noch ein ganzes Land.

Jens Spahn konnte und kann sich nicht vorstellen, seine Eltern zu pflegen. Er würde aber helfen. Das sehen bedauerlicherweise alle Männer so. Sie helfen den Frauen pflegen. Je pflegebedürftiger der Angehörige, desto mehr ziehen sie sich zurück. Die Last der Carearbeit liegt bei den Frauen. Sie pflegen erst ihre Kinder, dann die Eltern und Schwiegereltern und am Ende ihren Mann. Ist ihr eigenes Ende nah, ist niemand da, der sie pflegt. Pflegepolitik wird von Männern gemacht. Ein ganzes Sozialgesetzbuch ruht sich darauf aus, dass die Frau per se es schon richtet. Wer es für SIE richtet, danach fragt das von Männern entwickelte Sozialgesetzbuch nicht.

Sozialberufe sind Berufe ohne gesellschaftliche Wertschätzung. Weshalb sie auch einfach niemand mehr machen will. Das ist von den Frauen konsequent, die die Mehrheit in diesen Berufen stellen. Warum keiner mehr zu miesen Bedingungen Kinder betreuen, Alte und Kinder pflegen und putzen will, darauf kommen weder die Politiker noch die Gesellschaft. Ich habe da eine Idee.

Will ich wissen, wie es um die Sozialpolitik und Gleichberechtigung bestellt ist, dann guck ich in den Bundestag. Der nämlich bildet ja im Grunde die Gesellschaft ab. Frauen gibt es dort kaum. Gerade mal 34,9 Prozent. Männer also machen Sozialpolitik. Christian Lindner soll gar in Zukunft für die Personalschlüssel in Kliniken und Heimen zuständig sein. Für DEN Sorgeberuf also per se, der in Deutschland nie von Care und Nursing unterschieden wird und seit Jahren selbst Sorgenkind ist.

Nun hat Lindner bekanntgegeben, dass er selbst st Elternzeit nehmen wird, wenn es denn soweit ist. Was man in dieser von Carearbeit getragenen Zeit macht, das weiß er auch schon. Angeln, imkern, promovieren, Bücher schreiben, jagen.

Carearbeit als Selfcarearbeit

Was Lindner nicht weiß oder nicht zu wissen scheint. In der Elternzeit geht niemand promovieren, angeln oder fischen. Es sei denn, man repräsentiert gar nicht den Bürger, sondern parkt das Baby ab 6:00 bei einer Nanny.

Man kümmert sich ums Kind, ist froh, wenn man es bis 13:00 unter die Dusche schafft, fröhlich der Tag, an dem man ein T-Shirt ohne Möhrenbreisabber sein Eigen nennt, in Ruhe pinkeln konnte oder die Augenringe einem nicht über die Wangen klappen. Ich habe nichts dagegen, dass Reiche das anders machen. Dass sie vielleicht tatsächlich Kinder bei den Kindermädchen parken, zum Jagen gehen wie einst Kaiser Wilhelm, während der Hof den Nachwuchs erzieht. Aber das ist halt weltfremd und ich würde es den 80 Millionen Menschen, 40 Millionen Frauen nicht unter die Nase reiben. Weil das einfach arschig ist. Sicher kann man liberal sein aber unter Carearbeit nur Selfcare zu verstehen und damit as Signal zu senden: Carearbeit? What the actual fuck? Das sourced man aus, soll das Kind erziehen, wer will, Sorgearbeit schert mich nicht, sie ist nichts wert. Seht her, wer Sorgearbeit macht, der kann noch jagen, fischen, promovieren, was kostet die Welt, Geld spielt keine Rolex, ihr Möhrenbrei-T-Shirt-tragende Loser! Das ist ärmlich. Ärmlich, weil es zeigt, wie wenig vom Careproblem im Bundestag angekommen ist, der sich doch von den Steuern derer ernährt, die Möhrenbrei-T-Shirts tragen.

Ärmlich, weil eben dieser Mann wesentliche Teile der Sozialpolitik mitsteuern wird, von der er, so sehen wir es hier, keine Ahnung, keine Wertschätzung hat und Abstand hält.

Der selbe Linder, der von Wohlstand erhalten salbadert, aber nicht auf dem Schirm hat, dass ab 2030 Frauen nicht mehr Teil der Erwerbstätigen sein können, weil sie ihre Eltern pflegen müssen. Diese Männer also gestalten die Sozialpolitik des Landes. Für Frauen und auf dem Rücken der Frauen. Dass er seine privilegierten Carearbeits-Vorstellungen in die Welt posaunt, ist eine Schelle für all die Frauen, die in der Carefalle stecken. Die übrigens der Mittelstand sind, den er vorgibt, entlasten zu wollen.

Es ist 2022. Nie vorher war nach den 1970ern Emanzipation so verloren wie in diesen Jahren, als klar wurde, dass Carearbeit unsichtbar ist, von Frauen ausgeübt, die einfach nur zu arm, zu doof oder und unkreativ waren, nebenbei noch zu jagen, fischen, imkern, während sie all das stemmten, von dem Männer keine Ahnung haben. Meine Damen, erziehen Sie die nächste Generation Männer gründlicher.

Im Altenheim pflegen nun Floristen.

Wenn Du einen Betrieb aufrechterhalten musst, in dem die Leute mies bezahlt werden und in dem die Arbeit keiner mehr machen will weil wegen Gründen, gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit: Du musst Dir die suchen, die NOCH verzweifelter sind, damit sie Dir auf den Leim gehen. Dachte sich offensichtlich die Caritas und heuert nun Floristen für die Altenpflege an.

Pflege kann, das wusste schon Norbert Blüm (und der konnte sich leider erst am Ende seines Lebens vom Wahrheitsgehalt seines Satzes überzeugen, als er tetraplegisch wurde) jeder. Also können das auch Floristen. Mir ist ja schleierhaft, warum die nicht einfach Friseure… oder Automechaniker genommen haben, aber seis drum: sie wollen nunmal Floristen.

Um Pflegequalität gehts offensichtlich nicht, sondern um Hände statt Köpfe. Ich würde zu gerne wissen, wie das praktisch abläuft. Vermutlich so: „Hey, das da, Zimmer 1-35, das ist Dein Strauß liebe Omas. Die steckst Du alle in die Wanne und beim Frühstück musst Du sie schön gießen, ja?“

Zu gerne, so vermutet Geriatric-Nurse auf Twitter, würden wir wissen, wie das aussieht, wenn dann im Heim jemand stirbt. Steht dann im Übergabeheft: „Sorry, die Omi in der 21 war erst welk und nun ist sie mir eingegangen.“

Oder: „Die lässt das Köpfchen so hängen, da habe ich sie angeschnitten und etwas Grün dazugesteckt“, „Wo steckt man denn die Frau Müller zum Mobilisieren ins Moosgummi rein?“ Ein Zimmerwechsel wird dann umtopfen.

Ich finde das alles absurd.Ich habe nichts gegen Floristen. Die machen wunderbare Blumen. Aber sie machen eben Blumen. Dieses Pflege kann jeder geht mir auf die Nerven. Was man alles pflegen kann. Blumen, Bodenfliesen…. Menschen. Nächstens heuern sie vielleicht Reinigungspersonal an, um Oma mal zu feudeln. Oder KFZ-Mechaniker für die Kardiologie, weil doch der Motor, das weiß ja jeder, das Herz jeden Autos ist und wenn die schonmal da sind, dann können sie gleich die Rollatoren ölen. Alles eins.

Warum eigentlich heuern die nicht gleich Friedhofsgärtner an und bieten die letzten Lebenstage All Inclusive aus einer Hand an? Wenn da weiterhin keine Fachpflege anbei sein muss, dann ist doch sowieso das frühere Ende vorprogrammiert. Letztens suchte doch auch eine Bestattungsfirma Pflegende.

Ich verstehe überhaupt nicht, weshalb es da keine Schamgrenzen gibt. Und weshalb überhaupt geht der Bums nur in eine Richtung? Warum gibt es nichtmal Stellenanzeigen, in denen man Fachpflege für Berufe sucht, die sie überhaupt nicht können? Wenn wir uns angeblich so gut mit Waschen auskennen, warum fliesen wir dann nicht mal Bäder? Oder werden im Wellnesstudio angestellt? In den Galerien der Altenheime hängen Bilder. Weshalb suchen Museen also keine Altenpflegenden für die Gemäldegalerien dieser Welt? Ach, das klingt absurd? Soso. Interessant.

Friseure hätte ich vielleicht noch verstanden. Alles um den Kopp rum wäre da immerhin versorgt, endlich kämen mal diese mobilen Haarwaschwannen zum Einsatz. ABEr WAS ZUM GEIER KÖNNEN FLORISTEN? Und was denken die sich dabei? Und was denken Floristen, wenn sie so eine Anzeige sehen? Und wie degradiert fühlt sich Pflege? Wenn alles Billiglohnsektor mit Hilfskräften wird, dann ist die Oma ja auch nichts anderes, als ne lebende Doppelschweinehälfte. Dann sollten sie saisonal vielleicht mal bei bekannten Großfleischereien nachfragen, ob nach dem Zersägen von Tierkadavern nicht vielleicht der eine oder andere noch Lust hat, Oma „umzulegen“? Hoffentlich begreifen die Hilfskräfte dann schnell genug, dass das in der Pflege „Lagern“ und nicht „Bolzenschuss“ heisst.

Das Bildchen kommt jedenfalls in meine Sammlung für den Vortrag.

Drama im Elfenbeinturm: Wer spricht für die Pflege? Oder, könntet Ihr alle mal die Klappe halten!?

Markus Mai hat einen Artikel geschrieben. Für die Pflege soll die Bundespflegekammer sprechen. Mehr als die Überschrift hab ich nicht gelesen, denn der Artikel, der mir und uns und allen den Mund verbieten soll, kostet 34 Tacken. Für mein Silencing zahl ich nicht noch, ich glaube fest an Kästner: Nie sollst Du so tief sinken, von dem Kakao, durch den man Dich zieht, auch noch zu trinken.

Ich habe auch einen Artikel geschrieben. Für eine große Tageszeitung. Für den wollte ich ein Zitat des DPR. Aber der stellte mir die Frage, wer eigentlich für die Pflege sprechen darf? Und dann wurde es nix mit dem nächsten Telefonat oder einer Antwort auf meine Frage. Das finde ich merkwürdig, aber offenbar gab es Verwirrung im Elfenbeinturm und dann wollte die Pflege wohl nicht für die Pflege sprechen, weil das, was die Pflege gesagt hätte, jemand aus der Pflege publiziert hätte. Und so geht es nicht! Kling irre? Ist es auch! Wenn die, die verordnen, für die Pflege zu sprechen, nicht für die Pflege sprechen, wer spricht denn dann? Keiner! Das ist vielleicht nicht die besonders cleverste Strategie, aber was weiß ich schon, denn ich spreche ja nicht für die Pflege.

Mit sprechender Pflege gibt es ein Problem. Zwar ist Pflege Goldstaub und sollte behandelt werden, wie man raren Goldstaub behandelt, aber das meint noch lange nicht, dass die Pflegen(den) nun meinten, selbst was sagen zu dürfen. Jawoll. Das ist dann nämlich nicht „sprechen“, das ist „Jammern“ und das soll sie nicht, die Pflege. Sie soll darauf warten, dass jemand für sie spricht. Gefälligst. Als wäre das 19. Jahrhundert nicht schon lange vorbei, soll sie artig darauf warten, dass Funktionäre, die in ihrer Funktion bislang noch nichts gerissen haben, den Mund aufmachen. Während sie davon träumen, dass die veraltete Idee läuft, sprechen Pflegende für sich selbst.

Franzi zum Beispiel reichts. Die hat in ihren Podcast flugs Lauterbach und Lindner eingeladen. Ob die das mitbekommen haben, weiß man nicht so genau. Eine Viertelmillion Menschen und mehr haben das durch die sozialen Medien mitbekommen. Politiker nutzen Influencer gerne, wenn es um ihre eigene Belange geht. Noch nie aber hat ein Influencer gesagt: „Passt mal auf, Ihr tanzt hier für den Mist, den Ihr macht, gefälligst an, Friedensfreunde.“ Und so sind wir alle gespannt. Vom DPR gab es sicher ein Positionspapier. Das ist auch fein. Wer hat denn nun für Pflege geredet?

Ich hab auch geredet, Mich hat nämlich eine Zeitarbeitsbude angeschrieben. Ich, die liebe Monja, die geduzt wurde, als wäre ich bei Ikea Teelichte einkaufen, war plötzlich, als ich kritisierte, solche Mails überhaupt zu bekommen, gar nicht mehr die liebe, wertgeschätzte PFK. „Wars das? Wollen Sie quatschen, oder was?“ Ja, so ist das. Gerade noch beklatscht und gewollt, außer, man sagt selbst was zu dem Driss, der mit einem angestellt wird, dann ist es aus mit der Wertschätzung. Dabei hatten die mir doch angeboten, dass ich studieren könnte. (LOL). Ich weiß nicht, was mein UNI-Arbeitgeber dazu gesagt hätte und lache noch immer.

Die Kammern und Organisationen, die Räte und Gremien_ sie sind 100 Jahre zurück. Pflegende reden längst für sich selbst. Das ist für die Gremien natürlich blöd, denn es macht sie überflüssig. Und so wäre es am Besten, Pflegende würden, wie Anno Dutt, wieder den Mund halten. Sorry, ich befürchte, das wird nix mehr.

In den Sozialen Medien, wo Mitmachen gratis ist, muss niemand einen Mitgliedsbeitrag zahlen und kann sich, statt der Einheitsbreistimme, auch verschiedene Positionen anhören. Das ist in Gremien anders. Die verhandeln Positionen ganz ohne die, die sie vertreten, das Abwägen ist intransparent und wie einem unmündigem Kind wird die Position, die man vertritt und die der einzelne Pflegende dann haben soll, präsentiert wie das Essen und die Ansage von Mutti.

Pflege kann nicht demokratisch. Pflege kann nicht mitaushandeln. Das führt dazu, dass viele noch glauben, man müsse erst warten, bis man eine Meinung haben dürfe.

Wie schwer geschockt eine Gesellschaft ist, die mitbekommt, dass sich die Zeiten drehen, konnte man sehr schön bei König Charles sehen. Der, 73 Jahre jung, hielt sich nicht das an „beklage Dich niemals, erkläre Dich nie“, sondern schimpfte wie ein Kutscher über einen auslaufenden Füller. Die Welt hielt den Atem an. Hatte der König mit 73 Jahren doch einfach gesagt, was ihm nicht passte. Darf der das? Überall die gleichen Probleme, sag ich Euch.

Sei wie Charles: sag einfach, was Dich stört. Die Welt geht nicht unter. Es ist 100 Jahre später als früher.